Von Newcastle nach Ayr

Die Einfahrt in North Shields ist immer so ein Sehnsuchtsmoment …

Die Fähre legt pünktlich um 09:15 Uhr in Newcastle an, wir stehen ja ganz vorne und rollen auch wieder als allererster PKW vom Deck 4. Die Passkontrolle geht sehr schnell und somit sind wir zeitig unterwegs.

Warum sind die Grenzbeamten hier so freundlich und verwickeln dich sofort in ein kurzes, fröhliches Gespräch? Wenn ich mich an die Beamten am Frankfurter Flughafen erinnere, die kaum einen guten Tag über die Lippen bringen und dich anschauen, als sei man ein Schwerverbrecher. Ist es so schwer, freundlich zu sein? Zugegeben, die Briten sind sehr emphatisch, manchmal auch ein bisschen too much – aber es ist ehrlich und man kommt mit einem freundlichen Wort und einem Lächeln im Leben sehr viel weiter…

Nach den ersten 5..6 Roundabouts wird es nun wieder ruhiger und als wir auf der A69 sind, kommt sogar die Sonne wieder heraus. Wir suchen uns einen angenehmen Radiosender, von denen es allerdings außerhalb der Städte nur sehr wenige gibt. Im ländlichen Bereich ist fast nur BBC1, BBC-2 und BBC-3 (Klassik) verfügbar. Das Radioprogramm ist hier ganz anders als bei uns, viel weniger Musik, aber viele Telefonanrufe, Spiele usw. Später weichen wir dann auf Spotify aus. 😉 Man liest die vertrauten Ortsnamen auf den Schildern an der Landstraße, in der Ferne liegt der Hadrianswall.

Ganz kurz: Der Hadrianswall, eine Verteidigungsbefestigung der Römer in Britannien, wurde 122 n. Chr. unter Kaiser Hadrian erbaut. Er erstreckt sich quer durch Nordengland von Wallsend bis Bowness-on-Solway und bestand aus einer Steinmauer mit Gräben.

Es ist 11:20 Uhr, als wir inzwischen auf der A74 über den River Sark fahren – und Insider wissen – jetzt sind wir in Schottland. Das ist immer ein schöner Moment und immer ein Foto wert. 😉 Hinter dem Ort Greta machen wir eine kurze Bio-Pause auf einer Raststätte. Das haben wir früher nicht gemacht, aber es ist sehr angenehm. Hier gibt es öffentliche Toiletten, sehr sauber und vor allem kostenlos. So wie überall in UK, so wie in ganz vielen Ländern, die wir bisher bereist haben – so wie es in Deutschland nicht funktioniert … Aber das Thema jetzt abzuhandeln, würde den Rahmen sprengen. Hier gibt es eine ganze Menge an Schnellrestaurants (z.B. KFC), aber wir entscheiden uns für ein einfaches Sandwich. An der Kasse macht es kurz Pling … Apple Pay … auch das Thema würde jetzt den Rahmen sprengen. Am Ende der Reise werde ich diese Themen noch einmal ansprechen.

Wir fahren nun auf der A70 in Richtung Ayr und die Straße wird enger. So kennen wir das und so lieben wir das auch.

14 Uhr sind wir schon in Ayr angekommen, können aber noch nicht im Hotel einchecken. Also laufen wir am Strand entlang. Endlich wieder am Meer stehen. Auf der anderen Seite liegt Arran, Kintyre und hinten links am Horizont; in der kleinen Ecke kann man Nordirland sehen. Die Sonne strahlt und ich hole mir (wie immer) gleich meinen ersten Sonnenbrand. Nachdem wir im Hotel eingecheckt haben und uns kurz sortiert haben, laufen wir in die “Stadt”.

Ayr ist recht übersichtlich und da wir Appetit auf Fish’n Chips haben, sagt mir Google – 4.7* Crown Chippy – also laufen wir dorthin. Das erste Schild, was uns ins Auge fällt, ist – “only Cash” – Mhhh?

Die Dame im Laden hat sicher unser Gesicht gesehen und unser erstauntes Weggehen bemerkt, sie kommt aus dem Laden und sagt uns, dass wir auf der anderen Straßenseite einen Geldautomaten finden, wo wir Bargeld bekommen. Wir haben ja noch keines … Also holen wir uns ein paar Pfund und gehen zurück in den Laden. Sie regt sich über die Unverschämtheit auf, dass man an diesem Automaten nicht kostenlos Geld abheben kann (wie das sehr oft so üblich in UK ist). Da wir das gar nicht anders kennen, verstehen wir die Aufregung auch nicht 😉 aber egal, wir bekommen unsere Fish &Chips gemacht, bezahlen und setzen uns an einem Kinderspielplatz auf eine Bank und essen. Mhhh, ich habe schon wesentlich besseren Fish’n Chips gegessen, es ist sehr fettig und ich frage mich, wo die 4.7 Sterne herkommen. Sicher waren die noch nie bei Frankies in Shetland. 😀

Wir bummeln noch ein bisschen durch die Stadt, kaufen eine Flasche Wein (direkt aus dem Kühlschrank) und laufen zurück zum Hotel. Mit unseren Campingstühlen setzen wir uns dann ans Meer und genießen den Abend. Was für ein Blick, was für ein Wetter. Ab und zu kommt mal jemand mit seinem Hund vorbei – aber wir sind angekommen – in Schottland – im Urlaub.

Gegen 21 Uhr ziehen ein paar Wolken auf, wir laufen zurück ins Hotel, duschen und gehen schon ins Bett.

Horizon Hotel @ booking.com
Esplanade, Ayr, KA7 1DT, UK
https://www.horizonhotel.com/

126 £ (prpn)

Von Bromisch nach Ijmuiden

Nachdem wir gestern Abend schon das Auto gepackt haben und nur noch die letzten Taschen einladen müssen – fahren wir kurz nach 6 Uhr zu Hause los. Es ist angenehm zu fahren, die Autobahn ist frei – bisher sind wir immer samstags gefahren, da sah es oft anders aus. Nach einer kurzen Rast und der (im Nachhinein) dummen Idee, noch einmal in Deutschland zu tanken, sind wir bald an der niederländischen Grenze. Wie wir schnell merken, ist selbst an der Autobahn das Benzin wesentlich günstiger als bei uns. Na ja, Lektion 1 gelernt.

Ich wundere mich, wie lange wir nach der “Grenze” über DAB noch deutsche Radiosender hören können, Mobilfunk war gleich weg. 😉 Es ist ein sehr entspanntes Fahren bei 100 km/h. Man kann den Verkehr wesentlich besser einschätzen – ich würde mir das auch in Deutschland wünschen …

Um 11:50 Uhr sind wir schon am DFDS Terminal. Hier wird noch immer kräftig gebaut (die Anfänge hatten wir 2022 schon gesehen).

Wir haben noch viel Zeit und vertreten uns die Beine, laufen zum Ende des Hafenbeckens und stellen uns dann in die Warteschlange, die eigentlich noch gar keine ist – wir sind das zweite Auto. Vor uns steht ein englisches Pärchen, was auch gleich auf uns zukommt und fragt, ob sie in der richtigen Spur stehen. So kommen wir schnell ins Gespräch und können eigentlich ganz gut verstehen, warum sie fragen – es gibt wirklich keine gute Beschilderung – eigentlich ist alles recht wenig ausgeschildert … hinter uns stellt sich ein niederländisches Pärchen, auch wir kommen schnell ins Gespräch und erzählen uns gegenseitig von unseren Urlaubsplänen, geben Tipps und sehen uns dann später auch auf dem Sonnendeck wieder – aber dazu später mehr.

Kurz nach 13 Uhr werden die Tore geöffnet und der DFDS Check-in beginnt; wir bekommen unsere Bordkarten. Die Passkontrolle und Befragung durch einen jungen Zollbeamten sind kurz, ernst und schmerzlos – dann stehen wir noch zwei Stunden auf dem Vorplatz. Wir beobachten das Beladen der Fähre, die Ladebrücken, die Wohnwagen und Caravans, die nun schon auf die Fähre dürfen. Motorradfahrer sind nur eine Handvoll unterwegs (und vier Radfahrer) – das ist am Wochenende ganz anders… dann kommen die PKWs und wir dürfen wirklich als erste auf die Fähre fahren. Damit stehen wir ganz vorne auf Deck 4 und sollten auch die Ersten sein, die dann morgen in Newcastle vom Deck rollen dürfen.

Wie gewohnt geht dann alles ganz schnell – Rucksäcke und Jacken greifen, Kabine suchen, frisch machen und 10 Minuten später sitzen wir mit unseren ersten Guinness auf dem Deck 10 (wir sind auf der Princess) an der Skybar. Und jetzt genau in diesem Moment beginnt unser Urlaub – Harris & Lewis Comeback Tour 2024.

Das Pint Guinness kostet übrigens jetzt schon 6,70 € 🙈 Wenn es keine Tradition wäre …

Halb 5 legt die Fähre mit einer fetten schwarzen Rauchwolke ab. Das Deck 10 hat sich mittlerweile schon gut gefüllt, aber es ist wesentlich entspannter als an den Samstagfahrten.

Nachdem wir aus dem Hafenbecken sind, gehen wir zurück in die Kabine und dann erst einmal Whisky kaufen. Wie wir ja schon 2022 gemerkt hatten, haben sich nach dem Brexit die Ein- und Ausfuhrbestimmungen drastisch geändert. Wir können pro Person 2 Liter Alkohol nach UK einführen – dementsprechend sind auch die Angebote im Duty-Free Shop ausgelegt – also reisen wir auch mit 4 Liter Whisky in UK ein. 🙂

Nach dem Abendessen setzen wir uns aufs Deck 9. Hier haben wir Wind- und Regenschutz.

Eine große Regenfront zieht über uns hinweg, aber dann ist es trocken und die Abendsonne scheint wieder – und so gehen wir nach einem Absacker schon in unser Bett.

Diese Quaiches begleiten uns nun schon seit 10 Jahren auf all unseren Reisen durch die Welt – und sie kehren nun zurück zuur kleinen Pottery in Uig auf Skye …

Die Kabinen der “Princess Seaways” sind schon neu renoviert, überhaupt macht das ganze Schiff einen überholten und moderneren Eindruck.

Ein Wochenende an der Mosel – pt. 3

Sonntag – nach dem gleichen, guten Frühstück haben wir das Auto neu gepackt – das war schon eine Herausforderung, durch die zusätzlichen Weinkisten – aber mit dem Rucksack zwischen den Beinen sind wir nach Cochem gefahren.

Das Wahrzeichen von Cochem ist zweifellos die majestätische Reichsburg, die hoch über der Stadt thront und wie aus einem Märchen entsprungen wirkt. Diese beeindruckende Burg, die im 11. Jahrhundert erbaut wurde, bietet einen atemberaubenden Ausblick auf die malerische Landschaft der Mosel und ist ein faszinierendes Beispiel für mittelalterliche Architektur und Verteidigungskunst.

Dort war Ostermarkt und wir haben den beiden das kleine, mittelalterliche Städtchen gezeigt, in dem man im Sommer/Herbst vor Touristen kaum laufen kann.

Die Altstadt von Cochem ist schon ein Highlight, mit engen Kopfsteinpflasterstraßen, malerischen Fachwerkhäusern und gemütlichen Plätzen – aber es leidet unter einem starken Besucherandrang, der die Straßen oft überfüllt. Undenkbar, so ein “menschenleeres” Foto im Sommer zu machen 😉

Ein Wochenende an der Mosel – pt. 2

Am Samstagmorgen sind wir nach einem tollen Frühstück nach Neef gefahren. Wir haben diese Wanderung schon im Oktober gemacht und waren so begeistert, dass wir das jetzt noch einmal mit den beiden wiederholen wollten. Auf der Fahrt dorthin hatte es kräftig geregnet.

Beilstein mit der Burgruine Metternich

Ein kurzer Fotostopp auf der Höhe von Beilstein musste sein – wir kommen da am Nachmittag noch einmal hin 😉

unsere Tour

Blick auf Bremm

In Neef angekommen kam die Sonne raus und die Welt war wieder in Ordnung. Von hier sind wir nach Stuben zu einer Klosterruine gewandert, von dort aus durch die Weinberge hinauf auf den Frauenberg.

Klosterruine Stuben

Die Klosterruine Stuben, auch bekannt als Kloster Stuben oder Kloster Stuben an der Mosel, war ein ehemaliges Kloster in der Nähe des Dorfes Stuben in Rheinland-Pfalz, Deutschland. Es wurde im 11. Jahrhundert von Benediktinermönchen gegründet und diente als wichtiger religiöser und wirtschaftlicher Knotenpunkt in der Region. Das Kloster wurde im Laufe der Jahrhunderte erweitert und entwickelte sich zu einem bedeutenden geistlichen Zentrum.

Kloster Stuben

Im 16. Jahrhundert wurde das Kloster im Zuge der Reformation aufgelöst und verfiel später zu einer Ruine. Trotz seines Verfalls behält die Klosterruine Stuben ihre historische Bedeutung und ist heute ein beliebtes Ziel für Touristen und Geschichtsinteressierte, die die Überreste erkunden und mehr über die Geschichte der Region erfahren möchten.

Die Moselschleife bei Neef

Dort gibt es einen schönen Rastplatz und einen weiteren Aussichtspunkt (Eulenköpfchen), von dem man die ganze Moselschleife überblicken kann – bei Sonnenschein wirklich traumhaft – und wir hatten das Glück. 🙂


Wir haben dort ein schönes Picknick gemacht, eine Flasche Wein getrunken 😉 und sind dann weiter durch die Weinberge wieder zurück nach Neef gewandert.

Steilhang

Hier haben wir den beiden gezeigt, was eine Steillage bedeutet. Von unten sieht das ganz anders aus, als wenn man am oberen Ende des Weinberges steht. Das kann eigentlich auch gar kein Foto so wiedergeben, es ist einfach (mit ca. 50 Grad) sehr, sehr steil …

https://restaurant-zum-schleusenblick.eatbu.com


Das späte Mittagessen hatten wir in Neef geplant, im Restaurant “Zum Schleusenblick”, in dem man ausgezeichnet indisch essen kann (hatten wir ja schon alles im Herbst erkundet).

Wir lagen sehr gut im Zeitplan und sind dann noch nach Beilstein gefahren. Eines der “typisch deutschen Mittelalterstädtchen” an der Mosel – in dem man im Sommer vor Touristen kaum treten kann. An einem nun doch wieder trüben Samstagnachmittag im März aber unheimlich entspannt – trotzdem wunderschön.

Klostertreppe in Beilstein

Um im Zeitplan zu bleiben, sind wir dann aber auch schnell zurückgefahren (so groß ist Beilstein auch nicht) – Johannes wollte unbedingt noch Wein kaufen. Weil ihm ein bestimmter Wein am Vorabend bei der Weinprobe so gut geschmeckt hatte, sind wir zu diesem Winzer in Ernst gefahren, haben ihn am Samstagnachmittag gegen 17 Uhr heraus geklingelt (was aber normal ist), kurz ein paar Weine probiert und 2 Kisten vollgepackt. Jetzt wurde es aber mit unserem Zeitplan langsam knapp – um 18 Uhr hatten wir eine Weinprobe bei unserem Lieblingswinzer Lutz Hommes verabredet.


Es war keine Weinprobe im gewohnten Sinn … wir hatten ja schon im Herbst einen “innigen” Kontakt und so bat er uns einfach in seinen Keller und eigentlich hätten wir dort die ganze Karte durch trinken können. Wir haben uns unheimlich toll unterhalten, haben sehr viel erzählt, aber auch gelernt – und ganz viel probiert. Das war so unheimlich schön, kurzweilig und auch spannend. Am Ende haben wir wieder neue Kisten Wein bestellt – aber da unser Auto ja schon voll war, es uns einfach schicken lassen. Und wir haben nicht mal etwas für den Abend bezahlt … ich denke, er weiß genau, dass wir wiederkommen. 😉

https://www.weingut-hommes.de

Zurück im Hotel haben wir dann den restlichen Käse, Wurst und Brot (vom Inder) verspeist, haben wieder gespielt und so einen großen Spaß gehabt, wie lange nicht mehr.

Ein Wochenende an der Mosel – pt. 1

Dieses Wochenende haben wir mit unserem jüngsten Sohn an der Mosel verbracht.

Am Freitagmorgen trafen wir uns zu Hause und präsentierten unseren Wochenendplan, bevor wir Richtung Westerwald/Hunsrück aufbrachen. Unser erstes Ziel war die Geierlay Hängebrücke. Wir hatten Sorge, dass uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen könnte, aber bisher blieb es trocken. Zwar gab es unterwegs heftigen Regen, aber als wir in Mörsdorf ankamen, klarte es auf, und sogar die Sonne zeigte sich zeitweise. Also machten wir uns auf den Weg zur Hängebrücke, wo wir viel Spaß hatten.

Die Geierlay Hängebrücke – ein Ingenieursmeisterwerk im Einklang mit der Natur

Die Geierlay Hängebrücke, erbaut im Jahr 2015 im Hunsrück, ist jetzt mittlerweile “nur noch” die drittlängste Hängebrücke Deutschlands.

Seit Anfang Juli 2023 kann man auf der 665 Meter langen Hängebrücke „Skywalk“ in Willingen (Upland) einen traumhaften Ausblick über das Strycktal genießen. Damit ist sie jetzt die längste in Deutschland und zählt auch zu den längsten Hängebrücken der Welt. Die Hängeseilbrücke Blackforestline (Pfingsten 2023 eröffnet) spannt sich mit 450 Meter über den Schwarzwald und ist die zweitlängste Hängeseilbrücke Deutschlands.

Die Geierlay-Brücke zählt aber trotzdem mit zu den coolsten Hängeseilbrücken in Deutschland! Sie hängt an 40 Millimeter starken Tragseilen, hat einen Holzboden (im Gegensatz zu durchsichtigen Stahlgitternsegmenten) und spannt sich insgesamt 360 Meter über das Tal. Der Begriff „Lay“ kommt aus dem Keltischen und bedeutet Schiefer oder Schieferfelsen.

Die Brücke bietet nicht nur eine beeindruckende Aussicht auf die malerische Landschaft des Hunsrücks, sondern eröffnet auch eine neue Perspektive für Besucher, die die Region erkunden möchten. Ihr leichtes Schwingen während des Überquerens verstärkt das Abenteuergefühl und macht den Besuch zu einem unvergesslichen Erlebnis. Für Ingenieure und Architekten ist die Geierlay Hängebrücke ein inspirierendes Beispiel für die gelungene Verbindung von Technik und Natur. Sie zeigt eindrucksvoll, wie menschliches Können und natürliche Schönheit sich harmonisch vereinen können, um ein Meisterwerk zu schaffen, das Besucher aus aller Welt anzieht und begeistert.

Wir hatten die Brücke bereits während der Corona-Pandemie besucht, damals konnte man sie nur in eine Richtung überqueren und musste Eintritt zahlen – das ist jetzt alles anders. Die Brücke ist von beiden Seiten zugänglich, rund um die Uhr geöffnet und kostenlos zugänglich. Allerdings erhebt die Gemeinde Mörsdorf eine Parkgebühr von 10€, was durchaus ok ist. Wenn man bedenkt, dass der Eintritt an anderen Hängebrücken um die 20€ kostet – und man den Parkplatz dort auch noch extra bezahlen muss …

Auf dem Rückweg begann es zwar kräftig zu regnen, aber glücklicherweise waren es nur kurze, ergiebige Schauer.

Anschließend fuhren wir weiter Richtung Mosel und kamen pünktlich in Ernst an, einem kleinen Moseldorf in der Nähe von Cochem. Nach einem Mittagessen besorgten wir uns bei einem Metzger Wurst und Käse und holten bei unserem Lieblingswinzer Lutz Hommes, den vorbestellten Wein ab.

Unser Hotel lag nur ein paar hundert Meter entfernt – ein charmantes Boutique-Hotel mit 12 Zimmern, ehemals das alte Pfarrhaus, das auch heute wieder diesen Namen trägt. Ich hatte bereits im Voraus alles organisiert, aber wir wurden dennoch angenehm überrascht, mit einem kostenlosen Upgrade auf zwei Junior-Suiten unterm Dach. Johannes und Moni hatten ein Zimmer mit zwei Etagen und wir auch genügend Platz, sowie schönem Fachwerkdetails im Raum. Es war wirklich perfekt.

Um 17 Uhr hatten wir eine Weinprobe gebucht, die vom Hotelbesitzer, Karsten Vaelske, selbst Sommelier Stufe 2, durchgeführt wurde. Wir saßen also zu viert bei Kerzenschein im Frühstücksraum und genossen es in vollen Zügen. Wir probierten sechs Weine aus dem Ort (drei weiße und drei rote von jeweils drei Ernster Winzern).

2022er Riesling Hochgewächs feinherb (Leo Klaus)
2020er Chardonnay trocken Reserve (Lönartz-Thielmann)
2022er Sauvignon Blanc trocken (Ulrich Göbel)

2021er Ernster Feuerberg, Dornfelder trocken (Leo Klaus)
2020er Spätburgunder Reserve trocken (Lönartz-Thielmann)
2018er Merlot trocken (Ulrich Göbel)

Das Ganze machte viel Spaß, besonders da die Flaschen verhüllt waren und wir eine Blindverkostung erlebten. Durch intensives Riechen, Schmecken und Diskutieren näherten wir uns dem Wein an und lagen oft gar nicht so falsch – oder hatten zumindest ab und zu Glückstreffer. Es war ein äußerst interessanter und unterhaltsamer Abend, bei dem wir viel erzählten und lernten – einfach wunderbar.

16 km ostwärts (Warnemünde 2024 – pt. 4)

Es ist Sonntag. Wir sind wieder in unserem gewohnten Rhythmus – heute laufen wir, solange uns die Füße tragen, Richtung Graal-Müritz.

beeindruckende Sandskulpturen am Pier 7

Nein, diese Zeiten sind vorbei … Aber wir folgen unserer Tradition und fahren mit der Fähre hinüber zur Hohen Düne.
Was für ein Glück wir doch haben – beim Anlegen sehen wir eine große Finne – von rechts unter der Fähre hindurchschwimmen – was war das? Ein Tümmler? Nein, in der Ostsee verirren sich nur selten Tümmler und sie haben keine Finne. Google hilft immer und wir haben wirklich einen Delfin in Warnemünde gesehen – seit Mai treibt er sich hier herum … Was ein Glück …

Erfahrungsgemäß ist das Laufen am Strand auf dieser Seite ziemlich anstrengend. Der Sand ist hoch und weich, das wird im Laufe der Zeit sehr anstrengend.


Die Wellen sind sehr hoch und immer wieder stehen wir einfach nur da und genießen das Meer. Still und jeder für sich, in solchen Momenten müssen wir nicht viel reden. Wir spüren die See, die Wellen, den Wind, die Gischt – da brauch es keine großen Worte.

Als das Stapfen im tiefen Sand zu viel wird, gehen wir den nächsten Dünenweg hinauf zur Straße und laufen ein Stück auf dem Asphalt entlang. Es ist wesentlich angenehmer zu laufen, aber wir wollen doch wieder zurück ans Meer.

Später setzen wir uns in die Dünen und packen unsere Fischbrötchen aus. Trotz des Schietwetters – das ist ein Genuss …

In Markgrafenheide laufen wir zurück zur Straße und gehen hier den Weg zurück bis nach Hohe Düne.

Die Scandlines-Hybridfähre „Copenhagen“ läuft gerade vor uns aus dem Hafen aus – wir haben uns schon gestern über den hohen Schornstein gewundert … mhhhh, ich forsche nach:

Nein, es ist kein überdimensionierter Schornstein, der hoch über das Deck der Scandlines-Hybridfähre thront. Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht danach aussieht, handelt es sich bei dem 30 Meter hohen Zylinder um ein Rotorsegel, das mit der Kraft des Windes Treibstoff spart und Emissionen verringert.

Rotorsegel nutzt Magnus-Effekt zum Vortrieb mittels Wind

Beim Norsepower-Rotorsegel handelt es sich um eine moderne Version des Flettner-Rotors, den Anton Flettner (1885 – 1961) bereits vor rund 100 Jahren als Schiffsantrieb patentieren ließ. Das Prinzip beruht auf dem Magnus-Effekt (Heinrich Gustav Magnus, 1802–1870): Trifft Wind auf einen in Rotation versetzten Zylinder, wird die Luft auf einer Seite beschleunigt und auf der gegenüberliegenden Seite abgebremst. Unter- und Überdruck erzeugen eine zusätzliche Kraft, die im rechten Winkel zur Windrichtung wirkt – bei seitlichen Winden in Fahrtrichtung des Schiffes.

Das auf der Scandlines-Fähre installierte Norsepower-Rotorsegel ist 30 Meter hoch, hat einen Durchmesser von fünf Metern und wiegt rund 42 Tonnen. Ein Elektromotor versetzt den Zylinder in Rotation. Abhängig von Windrichtung und -geschwindigkeit wird die Drehzahl vollautomatisch angepasst, bis zu 180 Umdrehungen pro Minute sind möglich. Während der Revierfahrten vor Rostock und Gedser rotiert das Segel mit minimaler Drehzahl, um die volle Manövrierfähigkeit zu erhalten. Den idealen Wirkungsgrad erreicht das Rotorsegel, wenn der Wind quer zur Fahrrichtung oder leicht von hinten weht. Auf der Nord-Süd-Route von Gedser nach Rostock ist dies aufgrund vorherrschender Westwinde überwiegend der Fall.

Die Fähre bringt uns wieder zurück nach Warnemünde, “gezwungenermaßen” müssen wir noch über den Fischmarkt gehen, essen leckere Fischsoljanka und Bratheringsbrötchen – machen noch einen kurzen Stopp auf dem Marktplatz um einen Glühwein zu trinken – bevor wir dann wieder geschafft nach 16 km in unsere Hotelbetten fallen.

… und hier machen wir lieber Schluss. Morgen geht es wieder nach Hause.


Quellen:

https://www.nordkurier.de/regional/mecklenburg-vorpommern/delfin-macht-in-der-ostsee-vor-warnemuende-luftspruenge-2015829

https://www.nordkurier.de/regional/mecklenburg-vorpommern/delfin-tollt-vor-augen-einer-familie-durch-warnemuender-hafen-1653754

https://www.rostock-heute.de/scandlines-hybrid-faehre-berlin-rotorsegel-schornstein/118812

14 km westwärts (Warnemünde 2024 – pt. 3)

Es ist Samstag. Wir sind wieder in unserem gewohnten Rhythmus – heute laufen wir, solange uns die Füße tragen, Richtung Lichtenhagen.

Das Wetter ist unverändert, nebelig, grau, kühl und windig – aber es regnet nicht. So laufen wir gefühlt im Tross von hunderten Leuten am Strand entlang gen Westen. Natürlich wissen wir, dass es nach wenigen Kilometern immer weniger Menschen werden und wir irgendwann fast alleine am Strand sind. Dieses “irgendwann” ist bisher eigentlich der Beginn der Steilklippen in Höhe Kap Geinitzort gewesen.

Doch in diesem Jahr werden wir schon viel früher gezwungen, auf den Küstenwaldweg auszuweichen. In Höhe Wilhelmshöhe ist der Strand aufgrund des Abbruchs so eng geworden, dass wir aufgrund der hohen Wellen hier nicht mehr weiterkommen – wir müssen hinaufklettern.

Von oben sehen wir dann, wie sich das Meer das Land zurückgeholt hat. Erschreckend – aber eigentlich nicht unerwartet.

Ein Naturschutzgebiet, das die Natur selbst abbaut: Was kurios klingt, ist an der Steilküste westlich von Warnemünde Realität. Dort nagt die Ostsee ungehindert am Kliff der Stoltera und sorgt dafür, dass die Küstenlinie pro Jahr um rund 35 Zentimeter zurückweicht. Überwiegend weicher Geschiebemergel rutscht auf den Strand ab und wird von der Brandung aufgelöst. Zurück bleiben Gesteinsbrocken, die die Eiszeit einst dort abgelagert hat und die nun den Strand übersäen.

Oben auf dem bis zu 20 Meter hohen Kliff wächst dichter Küstenwald. Vom Seebad Warnemünde aus ist es nur ein Spaziergang am Strand oder auf dem Dünenweg, um das Schutzgebiet Stoltera zu erreichen. Es erstreckt sich auf knapp drei Kilometern an der Küste entlang und ist nur wenige Hundert Meter breit. Vom Aussichtspunkt Wilhelmshöhe haben Wanderer einen schönen Blick auf die Ostsee und den naturbelassenen Strand. Wer noch etwas weiter geht, kommt zum Geinitzstein. Der Gedenkstein am Fuß des Kliffs erinnert an Eugen Geinitz, einen Geologen, der an der Uni Rostock gelehrt hat und ab 1889 erster Direktor der Geologischen Landesanstalt Mecklenburg-Vorpommern war.

An der Treppe am Schulweg kommt es immer wieder zu Abbrüchen, weil das Wasser bis an die Steilküste spült.

Kurz vor dem Kap geht eine Treppe wieder hinunter zum Strand. Die letzten Stufen werden von den Wellen umspült, aber mit einem kühnen Sprung landet man trocken im steinigen Strand, der nun wieder breiter und begehbar wird. Hier sind wir dann fast alleine, nur wenige Wanderer, Angler oder mutige Badende trifft man hier noch an. Warnemünde ist weit entfernt und im Nebel versunken.

Ich mag den Klang, wenn die Wellen der See auf den Strand treffen und tausende Steine beim Zurückziehen des Wassers anfangen zu klickern.

In Elmenhorst angekommen, machen wir eine kurze Rast. Wir entscheiden, heute nicht weiterzugehen und von hier aus den oberen Weg durch den Küstenwald bis zur Wilhelmshöhe zurückzugehen.

Traditionsgemäß machen wir hier immer Rast – essen eine Suppe (je nachdem, was im Angebot ist), wärmen uns am Holzfeuer auf und genießen die schöne Aussicht aufs Meer und Richtung Warnemünde, wo man die Fähre aus Dänemark am Mittag einlaufen sieht.
Heute gibt es Soljanka – keine Frage, was wir essen … oder?

Den restlichen Weg laufen wir wieder unten am Strand zurück nach Warnemünde. Es wird zunehmend anstrengender, im tiefen Sand zu laufen und so trotten wir still zurück.

Geschafft kommen wir im Hotel an und fallen erst einmal in unsere Betten.

Zum Abendessen haben wir uns die Fischerklause ausgesucht.
Telefonisch konnten wir nicht reservieren, sollten aber einfach kommen und so finden wir auch einen – für uns wunderschönen Platz – direkt am Tresen. Wir haben alles im Blick und werden gut vom Personal unterhalten. 😉 Das Essen ist gut, aber gemessen am Warnemünder Durchschnitt schon relativ teuer.

Ein ausgedehnter Spaziergang durch das nächtliche, ruhigere Warnemünde, abseits vom Alten Strom bis hin zur Werft, führt uns dann am Ende wieder zurück ins Hotel. Das war wieder ein schöner Tag …


Quellen:

https://www.ndr.de/ratgeber/reise/mecklenburgische_ostseekueste/Wanderung-an-der-Ostsee-zum-Geinitzstein,stoltera102.html

https://www.fischer-klause.de/

Eine Zeitreise (Warnemünde 2024 -pt.2)

Über Nacht hat es wieder geschneit und als wir über die Straße laufen, die kurze Düne hoch, ist der Strand weiß gepudert. Der Wind weht, es ist grau und noch schneit es ein wenig.

Wir laufen in Richtung Hotel Neptun, um dort ein Taxi zu nehmen – aber Fehlanzeige. Heute Morgen steht hier keines. Also laufen wir zur Mühlenstraße vor, inzwischen geht der Schnee in kräftigeren Regen über. Vor der Apotheke steht ein freies Taxi, wir steigen ein und sagen dem Fahrer, dass wir zum Schifffahrtmuseum wollen. Kein Problem … wir fahren los und der Fahrer fängt an zu erzählen.

Wir hatten uns gestern Abend informiert, wie wir am besten zum Museum (IGA Park) kommen – mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wären wir über 50min unterwegs gewesen; ein Taxi kostet laut Google Maps zwischen 19 und 23 € und ist in 14min da.

Wir unterhalten uns sehr angeregt mit dem Fahrer, der fährt und fährt – der Taxameter zeigt inzwischen 20 € an. Der Taxameter zeigt nun 30 € an, der Taxifahrer redet und redet und fährt …
Als wir kurz vor 40 € sind, frage ich den Fahrer: “Sagen Sie mal, wo fahren sie uns denn hin?” Bis zum Schifffahrtsmuseum im IGA Park sind es doch nur 15 min … “. Nun redet er nicht mehr, fährt rechts heran und wir stehen in der August-Bebel-Straße vor der Sozietät Rostock maritim e.V. – Mhhh – das ist aber (nicht mehr) das Schifffahrtsmuseum – hier ist nämlich schon seit 20 Jahren (!) geschlossen, die Fassade bröckelt und ist ein unschönes und nicht gerade besucherfreundliches Kapitel der Rostocker Kulturpolitik geworden.

Der Taxifahrer googelt jetzt selbst in seinem Handy und entschuldigt sich dann – aber wirklich überaus freundlich. Wissen Sie, sagt er, ich schalte den Taxameter jetzt aus und fahre sie zum IGA-Park. Es tut mir leid, es war mein Fehler…. Ein anderer hätte uns vielleicht abkassiert und stehen lassen – aber nein – wir setzen unsere Stadtrundfahrt durch Rostock fort – unterhalten uns weiter sehr gut und sind irgendwann wirklich am Leuchtturm des Schifffahrtsmuseums in Schmarl angekommen. Er entschuldigt sich nochmals und wir drücken ihm 30 € in die Hand. Wir hatten eine wirklich unterhaltsame Fahrt – wenn auch viel länger als geplant. Das fing ja nett an …

Genau hier, an der Warnow, ist die Zeit seit 1990 stehen geblieben – die “Frieden” wurde in der Rostocker Neptun-Werft gebaut, die Werft wurde privatisiert, der Schiffbau 1992 eingestellt. 1992, im Zuge der Privatisierung, war hier der letzte Stapellauf. Anfang der 90er Jahre hat man hier mit ehemaligen Beschäftigten dieser großen Rostocker Werft ein Modell bauen lassen, das diese gesamte komplette Werftanlage vollständig zeigt, inklusive der ganzen Docks und der Nebengebäude, die für so einen komplexen Betrieb notwendig waren. Es waren also die Menschen, die kurz zuvor ihren Arbeitsplatz verloren hatten, die dann als ABM-Projekt ihren eigenen Betrieb nachgestellt haben.

Das ehemalige Motor-Frachtschiff Typ IV „Dresden“ liegt mit seinen fünf Schornsteinen seit seinem Umbau zum Museum 1970 hier in Rostock-Schmarl vor Anker. Nach der Wende fiel die Unterstützung des Werftenverbundes der DDR weg. 2003 wurde es an die internationale Gartenbauausstellung (kurz IGA) angebunden. Heute befindet sich im Bauch des Schiffes das Schifffahrtmuseum – also ein besonderes Stück Stadtgeschichte.

Und als ich so vor dem Schiff stehe, denke ich mir – das kennst Du doch – hier warst Du schon einmal. Nachdem wir unsere Tickets gekauft haben (und unsere Story mit dem Taxi erzählt haben), frage ich die freundliche Dame: “Sagen Sie, war das mal eine Jugendherberge?” Ja, zu DDR-Zeiten war das Schiff ein Jugend-Touristikhotel. Mhhh und plötzlich – fast auf den Tag genau im Februar 1984 – bin ich nach 40 Jahren wieder hier. Tausende Bilder und Gefühle kommen auf einmal in meinen Kopf. Na dann …

Mehr als 12.000 Ausstellungsstücke zeigen hier die Entwicklung des Schiffbaus – vom slawischen Einbaum bis hin zur computergesteuerten Fertigung moderner Großwerften. Regelmäßig wechselnde Sonderausstellungen und ein weitläufiger Außenbereich mit Betonschiff, Schwimmkran und vielen weiteren technischen Highlights machen den Besuch des Schifffahrtsmuseums zu einem wirklichen Erlebnis. Das eindrucksvollste Exponat ist dabei natürlich der Stahlriese selbst. Die „Dresden“ zählt weltweit zu den wenigen großen erhaltenen Frachtschiffen der Nachkriegszeit. Viele der originalen Räume, der Maschinenraum, der Rudermaschinenraum, die Brücke, die Funkstation, das Schiffshospital, mehrere Mannschaftskabinen und die Mannschaftsmesse nehmen uns mit auf eine Zeitreise (auch ein winziges Stück meiner eigenen).

auf der Brücke

Wir starten auf Deck 4 – hier werden hier spannende, unterhaltsame und informative Einblicke in die Schiffbau- und Schifffahrtsgeschichte der Region gegeben. Die Ausstellung konzentriert sich dabei auf drei Zeitausschnitte: die Hansezeit, das 19. Jahrhundert sowie die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Funkraum

Auf Deck 3 steht die Deutsche Seereederei Rostock im Mittelpunkt. 1952 gegründet, entwickelte die DSR sich zu einer der größten Universalreedereien Europas. Vom ersten Handelsschiff der DDR, bis hin zu den großen Passagierschiffen “Fritz Heckert” und “Völkerfreundschaft” wird die Schifffahrt der DDR erzählt. Zahlreiche beeindruckende Modelle illustrieren diese Geschichte. Daneben geben Ausstellungen zum Seefunkwesen und der Hochseefischerei spannende Einblicke in Sonderthemen. Auch der Seeflug kommt nicht zu kurz – nahe dem Museumsstandort befand sich im Breitling einst ein wichtiger Wasserflugplatz, zudem hatten Heinkel und Arado in Rostock und Warnemünde ihre Flugzeugwerke stationiert.

Stehen geblieben zu sein, erscheint die Zeit auch auf dem Hauptdeck: Die Mannschaftskabinen, Wasch- und Duschräume, Kombüse und Schiffsbetriebsräume präsentieren mit ihrer noch original erhaltenen Ausstattung ein authentisches Bild vom früheren „Leben an Bord“ der Dresden. Und hier setzen auch die Erinnerungen an das Jugend-Touristikhotel an, deren Räume sich auf Deck 1 und 2 befanden. Vieles ist noch so erhalten, wie vor 40 Jahren. Fast kann ich mich selbst noch durch die Gänge laufen sehen …

Am Nachmittag treten wir den Rückweg an, dieses Mal gehen wir zu Fuß bis zur S-Bahn-Station Lütten-Klein. So weit ist es am Ende nun doch nicht gewesen.

https://restaurant-luv-lee.de/

Den Abend verbringen wir in einem kleinen Restaurant am Fuße des Leuchtturms in Warnemünde. Katrin hatte (zur Feier des Tages) einen Tisch reserviert. Lustigerweise wurden wir gleich darauf hingewiesen, dass wir den Tisch nur 2 Stunden haben und um 20 Uhr neue Gäste kommen …

Wir bestellen Austern – wo bekommt man denn in Warnemünde sonst noch welche (?) – guten Fisch und Wein und lassen es uns sehr gut gehen. Gegen 19 Uhr sagt uns die Chefin, wir können noch bleiben, sie hat den Tisch “umgebucht”. Wie schön – und wir bestellen noch eine zweite Flasche Wein …


Um 20 Uhr sitzen wir nur noch zu viert im Restaurant. Wo bleiben denn die ganzen Leute?

Also ganz ehrlich, im Sommer kann ich es durchaus verstehen, dass man in einem frequentierten Restaurant die Tischzeit begrenzt – aber im Winter? Wer bitte geht hier um 20 Uhr noch Abendessen? Wir sind an der Ostsee und nicht in Italien … ein bisschen mehr Ehrlichkeit wäre schön. Trotzdem hat es uns sehr gut gefallen, der Fisch war sehr lecker und das Preis-Leistungs-Verhältnis viel besser als in anderen Restaurants in Warnemünde. Wir kommen bestimmt wieder.


Quellen:

https://www.deutschlandfunkkultur.de/wie-versenkt-man-ein-schiffahrtsmuseum-100.html

https://schifffahrtsmuseum-rostock.de/

Warnemünde 2024 -pt.1

Unserer alten Tradition folgend geht es wieder für ein langes Wochenende an die Ostsee, nach Warnemünde. Dieses Mal sogar einen Tag länger und so entfliehen wir dem beginnenden Höhepunkt der Karnevalszeit. Die Rucksäcke haben wir aufgrund vieler anderer Termine schon am Dienstag gepackt und so kommen am Morgen nur noch die letzten Dinge dazu.

Aufgrund einer Zeitungsmeldung entschließen wir uns, einen Zug früher nach Frankfurt zu fahren, da die Strecke Darmstadt-Frankfurt aufgrund von Baumaßnahmen nur einspurig befahrbar ist und mit Verspätung zu rechnen ist. Ich habe nicht erwartet, in der DB-App dazu eine Mitteilung zu bekommen … also fahren wir schon eine ganze Stunde vorher mit der VIAS nach Frankfurt/Main Hbf (nicht über Darmstadt), sind ganz pünktlich und zu unserer Überraschung steht der ICE nach Binz schon gerade auf dem gegenüberliegenden Gleis. Wir brauchen also nur umzusteigen und machen es uns bequem – so entspannt war es selten.
Der Blick auf die DB-App zeigt uns – so entspannt wäre es mit unserem planmäßig gebuchten Zug nicht geworden … die VIAS über Darmstadt hat nämlich schon 20 Minuten Verspätung – und es werden auch noch 30 Minuten daraus.
Die Anzeige in der DB-App zeigt noch am Nachmittag die Ankunft der VIAS für 08:36 Uhr – was nicht richtig ist. Sind diese Zeiten auch so im System der DB hinterlegt? Dann rechnet sich die Deutsche Bahn ihre Statistiken leider schön, denn genau in dem Moment, als unser ICE pünktlich um 09:03 Uhr aus dem Bahnhof fährt, fährt auf dem Nachbargleis unsere VIAS ein. Das wäre es gewesen …

Auch der Hinweis “Anschluss wartet” ist lächerlich – als wenn der ICE auf einen Regionalzug aus dem Odenwald warten würde. Also liebe Bahn, warum diese Unehrlichkeit?

Die Fahrt mit unserem ICE ist total entspannend, im Ruheabteil ist es wirklich richtig ruhig, der Zug ist sehr pünktlich und wir kommen gut in Rostock an. Auch die S-Bahn steht schon da und so sind wir im Handumdrehen um Schlag 16 Uhr in Warnemünde. So stelle ich mir Bahnfahren vor – aber man muss mit- und vorausdenken – dann ist es auch erholsam.

Das erste Foto wird traditionell immer schon auf der Brücke am Alten Strom gemacht, es ähnelt sich meistens – auch vom Wetter her. Es ist kälter als zu Hause, grau in Grau – aber all das ist egal. Wir sind endlich wieder hier oben und werden eine schöne Zeit verbringen. Natürlich essen wir noch ein Fischbrötchen, bevor wir weiter ins Hotel gehen – das muss einfach sein.

Ein paar Minuten später checken wir in unserem Hotel ein. 2006 war ich hier zum allerersten Mal. Leider müssen wir feststellen, dass sich seitdem auch nicht viel verändert hat. Aber dazu später …
Also, auspacken, umziehen, Mütze auf und an den Strand.

Es ist immer wieder ein wunderschönes Gefühl, die Dünen hinaufzulaufen, in den Sand einzutauchen, das Meer zu hören, die Wellen zu sehen, den Wind zu spüren. Endlich nicht mehr nur in “Gedanken am Meer”. Auch im Winter.

Sofort fällt uns auf, dass jede Menge Schiffe in der Ostsee vor Warnemünde und direkt im Molengebiet liegen. Der Grund ist die Vertiefung des Seekanals Rostock auf Höhe der Molenköpfe / Hohe Düne. Seit Ende Dezember ist hier ein Schneidkopfsaugbagger im Einsatz, denn die Baggerarbeiten sollen bis zum Frühjahr abgeschlossen sein.

Eigentlich auch wie immer, laufen wir am Strand hinunter Richtung Hotel Neptun, biegen dort wieder in den Ort ein und laufen durch die Straßen von Warnemünde zurück zum Alten Strom. Es hat sich auf den ersten Blick nicht viel verändert, ab und zu ein neues Geschäft – aber sonst scheint alles beim Alten zu sein.

Heute Abend beschließen wir, im “Wenzel”, in den Prager Bierstuben essen zugehen. Ich weiß nicht genau warum, aber bisher hatten wir immer nur traditionelle Fischgaststätten auf dem Plan – hier waren wir noch nie – und ganz ehrlich, wir haben es nicht bereut.

In angenehmer, wirklich ruhiger Atmosphäre – (also nicht vergleichbar mit einer richtigen Bierstube in Prag (à la U Fleků). Traditionelle, deftige, gutbürgerliche böhmische Küche. „Macht nicht schlank, aber satt“, so der Aufdruck auf den Servietten und das stimmt! Gut, beim Bier kann man sich streiten – aber man hat gute eine Auswahl der heutigen Marktbeherrscher (Staropramen, Budweiser, Pilsner Urquell, Bakalář) in verschiedenen Varianten. Ich weiß nicht, ob das Allgäuer Büble Edelweißbier hier hergehört – aber egal. Wir essen sehr lecker und reichlich und trinken auch … (reichlich).
Die Preise sind absolut ok – wir hatten einen tollen Abend – und Fisch essen wir morgen….

Wir ziehen noch ein wenig durch die Straßen und fallen dann müde aber glücklich in unsere Betten.

Freiburg (wie immer) pt.2

Wenn wir in Freiburg sind, verzichten wir auf das Frühstück im Hotel – wir gehen auf den Markt.

Wir lieben diesen Markt. In den frühen Morgenstunden erstrahlt der Münsterplatz im Licht der aufgehenden Sonne und wandelt sich innerhalb kürzester Zeit zu einem lebendigen Schauplatz: zig Marktstände bieten eine bunte Vielfalt an frischen, saisonalen und regionalen Erzeugnissen, Kunsthandwerk, Pflanzen und vielem mehr. Doch der Münstermarkt ist nicht nur ein Ort des Einkaufs, sondern auch ein Treffpunkt mit den Händlern, ein beliebter Ort im Herzen von Freiburg und eine Begegnungsstätte, an der die traditionelle badische Lebensfreude auf Nachhaltigkeit und Genuss trifft!

Natürlich ist die Lange Rote ein Muss. Auch heute stehen Freiburger und Besucher für die traditionelle Grillwurst an mittlerweile sieben Ständen des Münstermarktes geduldig Schlange. „Mit oder ohne Zwiebeln“ werden Sie gefragt, wenn Sie Ihre Bestellung aufgeben, denn bereits 1951 briet Josef Föhrenbach diese für noch mehr Aroma gemeinsam mit der Wurst an. Die Entscheidung ob „mit“ oder „ohne“ steht unter Freiburgern als echte Glaubensfrage im Raum. Sicher ist aber: Wer die Lange Rote „geknickt“ bestellt, gibt sich definitiv als Tourist zu erkennen, denn ein echtes Bobbele (ein gebürtiger Freiburger) isst seine Lieblingswurst stets im Ganzen, auch wenn sie weit aus dem Brötchen herausragt.

Wir kaufen uns unser zweites “Frühstück” zusammen – Meeresfrüchte, Oliven, Käse, frisches Baguette – und wir finden sogar einen Auxerrois – was für ein Festmahl. Auf einer kleinen Bank inmitten des Markttreibens genießen wir das aus vollen Zügen …

Natürlich müssen wir auch noch beim Lakritz-Piraten einkaufen …

Der Münstermarkt und seine Beschickerinnen und Beschicker haben rund um das Freiburger Münster eine jahrhundertelange Tradition – und sind dennoch mit ihren Betrieben und ihrer Produktion im 21. Jahrhundert angekommen. Nirgendwo sonst kann man Regionalität und Saisonalität, aber auch kunsthandwerkliches Geschick und badische Genussfreude besser erleben, als auf dem Münstermarkt.

… ach ja – und es ist ja noch Weihnachtsmarkt.

Am Ende des Abends landen wir im Blauen Fuchs.

Das alte Stechhäusle (besser bekannt als “Haus an der Mehlwaage”) in der Metzgerau 4 wurde 1763 gebaut. Die Stadt verkaufte es Mitte 2000 aus Haushaltsgründen. Nachdem 2021 der vorige Inhaber auch das Handtuch geworfen hatte, übernahm die Brauerei Ganter. Im Innenbereich wurde praktisch alles entfernt, mit Ausnahme des „wunderschönen Bodens“. Es wurde kräftig investiert, um aus diesem Schmuckstück eine einzigartige Mischung aus Kneipe, Bar und Restaurant zu schaffen.

Deren Philosophie besteht darin, lokale Gerichte und innovative Interpretationen traditioneller Speisen anzubieten. Auf der Speisekarte findet man nicht nur herzhafte Wirtshausklassiker wie Schnitzel, Fried Chicken und verschiedene Schmorgerichte, sondern auch eine vielfältige Auswahl an veganen und vegetarischen Gerichten wie Bowls, Waffeln und Flammkuchen – alles zubereitet mit frischen, regionalen Zutaten und sehr lecker!

Darüber hinaus kann man sich auf hausgemachte Limonaden, neun Biere vom Fass sowie eine abwechslungsreiche Auswahl an Flaschenbieren und regionalen sowie internationalen Weinen freuen.

Vor allem die Gin-Karte hat es uns angetan – übersichtlich und zu vernünftigen Preisen. Wir schaffen es aber nicht, beide Spalten komplett abzuarbeiten – zusätzlich gibt es noch einen Gin des Tages (Überraschung) für 6 Euro.

https://www.blauer-fuchs.de/

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