16 km ostwärts (Warnemünde 2024 – pt. 4)

Es ist Sonntag. Wir sind wieder in unserem gewohnten Rhythmus – heute laufen wir, solange uns die Füße tragen, Richtung Graal-Müritz.

beeindruckende Sandskulpturen am Pier 7

Nein, diese Zeiten sind vorbei … Aber wir folgen unserer Tradition und fahren mit der Fähre hinüber zur Hohen Düne.
Was für ein Glück wir doch haben – beim Anlegen sehen wir eine große Finne – von rechts unter der Fähre hindurchschwimmen – was war das? Ein Tümmler? Nein, in der Ostsee verirren sich nur selten Tümmler und sie haben keine Finne. Google hilft immer und wir haben wirklich einen Delfin in Warnemünde gesehen – seit Mai treibt er sich hier herum … Was ein Glück …

Erfahrungsgemäß ist das Laufen am Strand auf dieser Seite ziemlich anstrengend. Der Sand ist hoch und weich, das wird im Laufe der Zeit sehr anstrengend.


Die Wellen sind sehr hoch und immer wieder stehen wir einfach nur da und genießen das Meer. Still und jeder für sich, in solchen Momenten müssen wir nicht viel reden. Wir spüren die See, die Wellen, den Wind, die Gischt – da brauch es keine großen Worte.

Als das Stapfen im tiefen Sand zu viel wird, gehen wir den nächsten Dünenweg hinauf zur Straße und laufen ein Stück auf dem Asphalt entlang. Es ist wesentlich angenehmer zu laufen, aber wir wollen doch wieder zurück ans Meer.

Später setzen wir uns in die Dünen und packen unsere Fischbrötchen aus. Trotz des Schietwetters – das ist ein Genuss …

In Markgrafenheide laufen wir zurück zur Straße und gehen hier den Weg zurück bis nach Hohe Düne.

Die Scandlines-Hybridfähre „Copenhagen“ läuft gerade vor uns aus dem Hafen aus – wir haben uns schon gestern über den hohen Schornstein gewundert … mhhhh, ich forsche nach:

Nein, es ist kein überdimensionierter Schornstein, der hoch über das Deck der Scandlines-Hybridfähre thront. Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht danach aussieht, handelt es sich bei dem 30 Meter hohen Zylinder um ein Rotorsegel, das mit der Kraft des Windes Treibstoff spart und Emissionen verringert.

Rotorsegel nutzt Magnus-Effekt zum Vortrieb mittels Wind

Beim Norsepower-Rotorsegel handelt es sich um eine moderne Version des Flettner-Rotors, den Anton Flettner (1885 – 1961) bereits vor rund 100 Jahren als Schiffsantrieb patentieren ließ. Das Prinzip beruht auf dem Magnus-Effekt (Heinrich Gustav Magnus, 1802–1870): Trifft Wind auf einen in Rotation versetzten Zylinder, wird die Luft auf einer Seite beschleunigt und auf der gegenüberliegenden Seite abgebremst. Unter- und Überdruck erzeugen eine zusätzliche Kraft, die im rechten Winkel zur Windrichtung wirkt – bei seitlichen Winden in Fahrtrichtung des Schiffes.

Das auf der Scandlines-Fähre installierte Norsepower-Rotorsegel ist 30 Meter hoch, hat einen Durchmesser von fünf Metern und wiegt rund 42 Tonnen. Ein Elektromotor versetzt den Zylinder in Rotation. Abhängig von Windrichtung und -geschwindigkeit wird die Drehzahl vollautomatisch angepasst, bis zu 180 Umdrehungen pro Minute sind möglich. Während der Revierfahrten vor Rostock und Gedser rotiert das Segel mit minimaler Drehzahl, um die volle Manövrierfähigkeit zu erhalten. Den idealen Wirkungsgrad erreicht das Rotorsegel, wenn der Wind quer zur Fahrrichtung oder leicht von hinten weht. Auf der Nord-Süd-Route von Gedser nach Rostock ist dies aufgrund vorherrschender Westwinde überwiegend der Fall.

Die Fähre bringt uns wieder zurück nach Warnemünde, “gezwungenermaßen” müssen wir noch über den Fischmarkt gehen, essen leckere Fischsoljanka und Bratheringsbrötchen – machen noch einen kurzen Stopp auf dem Marktplatz um einen Glühwein zu trinken – bevor wir dann wieder geschafft nach 16 km in unsere Hotelbetten fallen.

… und hier machen wir lieber Schluss. Morgen geht es wieder nach Hause.


Quellen:

https://www.nordkurier.de/regional/mecklenburg-vorpommern/delfin-macht-in-der-ostsee-vor-warnemuende-luftspruenge-2015829

https://www.nordkurier.de/regional/mecklenburg-vorpommern/delfin-tollt-vor-augen-einer-familie-durch-warnemuender-hafen-1653754

https://www.rostock-heute.de/scandlines-hybrid-faehre-berlin-rotorsegel-schornstein/118812

14 km westwärts (Warnemünde 2024 – pt. 3)

Es ist Samstag. Wir sind wieder in unserem gewohnten Rhythmus – heute laufen wir, solange uns die Füße tragen, Richtung Lichtenhagen.

Das Wetter ist unverändert, nebelig, grau, kühl und windig – aber es regnet nicht. So laufen wir gefühlt im Tross von hunderten Leuten am Strand entlang gen Westen. Natürlich wissen wir, dass es nach wenigen Kilometern immer weniger Menschen werden und wir irgendwann fast alleine am Strand sind. Dieses “irgendwann” ist bisher eigentlich der Beginn der Steilklippen in Höhe Kap Geinitzort gewesen.

Doch in diesem Jahr werden wir schon viel früher gezwungen, auf den Küstenwaldweg auszuweichen. In Höhe Wilhelmshöhe ist der Strand aufgrund des Abbruchs so eng geworden, dass wir aufgrund der hohen Wellen hier nicht mehr weiterkommen – wir müssen hinaufklettern.

Von oben sehen wir dann, wie sich das Meer das Land zurückgeholt hat. Erschreckend – aber eigentlich nicht unerwartet.

Ein Naturschutzgebiet, das die Natur selbst abbaut: Was kurios klingt, ist an der Steilküste westlich von Warnemünde Realität. Dort nagt die Ostsee ungehindert am Kliff der Stoltera und sorgt dafür, dass die Küstenlinie pro Jahr um rund 35 Zentimeter zurückweicht. Überwiegend weicher Geschiebemergel rutscht auf den Strand ab und wird von der Brandung aufgelöst. Zurück bleiben Gesteinsbrocken, die die Eiszeit einst dort abgelagert hat und die nun den Strand übersäen.

Oben auf dem bis zu 20 Meter hohen Kliff wächst dichter Küstenwald. Vom Seebad Warnemünde aus ist es nur ein Spaziergang am Strand oder auf dem Dünenweg, um das Schutzgebiet Stoltera zu erreichen. Es erstreckt sich auf knapp drei Kilometern an der Küste entlang und ist nur wenige Hundert Meter breit. Vom Aussichtspunkt Wilhelmshöhe haben Wanderer einen schönen Blick auf die Ostsee und den naturbelassenen Strand. Wer noch etwas weiter geht, kommt zum Geinitzstein. Der Gedenkstein am Fuß des Kliffs erinnert an Eugen Geinitz, einen Geologen, der an der Uni Rostock gelehrt hat und ab 1889 erster Direktor der Geologischen Landesanstalt Mecklenburg-Vorpommern war.

An der Treppe am Schulweg kommt es immer wieder zu Abbrüchen, weil das Wasser bis an die Steilküste spült.

Kurz vor dem Kap geht eine Treppe wieder hinunter zum Strand. Die letzten Stufen werden von den Wellen umspült, aber mit einem kühnen Sprung landet man trocken im steinigen Strand, der nun wieder breiter und begehbar wird. Hier sind wir dann fast alleine, nur wenige Wanderer, Angler oder mutige Badende trifft man hier noch an. Warnemünde ist weit entfernt und im Nebel versunken.

Ich mag den Klang, wenn die Wellen der See auf den Strand treffen und tausende Steine beim Zurückziehen des Wassers anfangen zu klickern.

In Elmenhorst angekommen, machen wir eine kurze Rast. Wir entscheiden, heute nicht weiterzugehen und von hier aus den oberen Weg durch den Küstenwald bis zur Wilhelmshöhe zurückzugehen.

Traditionsgemäß machen wir hier immer Rast – essen eine Suppe (je nachdem, was im Angebot ist), wärmen uns am Holzfeuer auf und genießen die schöne Aussicht aufs Meer und Richtung Warnemünde, wo man die Fähre aus Dänemark am Mittag einlaufen sieht.
Heute gibt es Soljanka – keine Frage, was wir essen … oder?

Den restlichen Weg laufen wir wieder unten am Strand zurück nach Warnemünde. Es wird zunehmend anstrengender, im tiefen Sand zu laufen und so trotten wir still zurück.

Geschafft kommen wir im Hotel an und fallen erst einmal in unsere Betten.

Zum Abendessen haben wir uns die Fischerklause ausgesucht.
Telefonisch konnten wir nicht reservieren, sollten aber einfach kommen und so finden wir auch einen – für uns wunderschönen Platz – direkt am Tresen. Wir haben alles im Blick und werden gut vom Personal unterhalten. 😉 Das Essen ist gut, aber gemessen am Warnemünder Durchschnitt schon relativ teuer.

Ein ausgedehnter Spaziergang durch das nächtliche, ruhigere Warnemünde, abseits vom Alten Strom bis hin zur Werft, führt uns dann am Ende wieder zurück ins Hotel. Das war wieder ein schöner Tag …


Quellen:

https://www.ndr.de/ratgeber/reise/mecklenburgische_ostseekueste/Wanderung-an-der-Ostsee-zum-Geinitzstein,stoltera102.html

https://www.fischer-klause.de/

Eine Zeitreise (Warnemünde 2024 -pt.2)

Über Nacht hat es wieder geschneit und als wir über die Straße laufen, die kurze Düne hoch, ist der Strand weiß gepudert. Der Wind weht, es ist grau und noch schneit es ein wenig.

Wir laufen in Richtung Hotel Neptun, um dort ein Taxi zu nehmen – aber Fehlanzeige. Heute Morgen steht hier keines. Also laufen wir zur Mühlenstraße vor, inzwischen geht der Schnee in kräftigeren Regen über. Vor der Apotheke steht ein freies Taxi, wir steigen ein und sagen dem Fahrer, dass wir zum Schifffahrtmuseum wollen. Kein Problem … wir fahren los und der Fahrer fängt an zu erzählen.

Wir hatten uns gestern Abend informiert, wie wir am besten zum Museum (IGA Park) kommen – mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wären wir über 50min unterwegs gewesen; ein Taxi kostet laut Google Maps zwischen 19 und 23 € und ist in 14min da.

Wir unterhalten uns sehr angeregt mit dem Fahrer, der fährt und fährt – der Taxameter zeigt inzwischen 20 € an. Der Taxameter zeigt nun 30 € an, der Taxifahrer redet und redet und fährt …
Als wir kurz vor 40 € sind, frage ich den Fahrer: “Sagen Sie mal, wo fahren sie uns denn hin?” Bis zum Schifffahrtsmuseum im IGA Park sind es doch nur 15 min … “. Nun redet er nicht mehr, fährt rechts heran und wir stehen in der August-Bebel-Straße vor der Sozietät Rostock maritim e.V. – Mhhh – das ist aber (nicht mehr) das Schifffahrtsmuseum – hier ist nämlich schon seit 20 Jahren (!) geschlossen, die Fassade bröckelt und ist ein unschönes und nicht gerade besucherfreundliches Kapitel der Rostocker Kulturpolitik geworden.

Der Taxifahrer googelt jetzt selbst in seinem Handy und entschuldigt sich dann – aber wirklich überaus freundlich. Wissen Sie, sagt er, ich schalte den Taxameter jetzt aus und fahre sie zum IGA-Park. Es tut mir leid, es war mein Fehler…. Ein anderer hätte uns vielleicht abkassiert und stehen lassen – aber nein – wir setzen unsere Stadtrundfahrt durch Rostock fort – unterhalten uns weiter sehr gut und sind irgendwann wirklich am Leuchtturm des Schifffahrtsmuseums in Schmarl angekommen. Er entschuldigt sich nochmals und wir drücken ihm 30 € in die Hand. Wir hatten eine wirklich unterhaltsame Fahrt – wenn auch viel länger als geplant. Das fing ja nett an …

Genau hier, an der Warnow, ist die Zeit seit 1990 stehen geblieben – die “Frieden” wurde in der Rostocker Neptun-Werft gebaut, die Werft wurde privatisiert, der Schiffbau 1992 eingestellt. 1992, im Zuge der Privatisierung, war hier der letzte Stapellauf. Anfang der 90er Jahre hat man hier mit ehemaligen Beschäftigten dieser großen Rostocker Werft ein Modell bauen lassen, das diese gesamte komplette Werftanlage vollständig zeigt, inklusive der ganzen Docks und der Nebengebäude, die für so einen komplexen Betrieb notwendig waren. Es waren also die Menschen, die kurz zuvor ihren Arbeitsplatz verloren hatten, die dann als ABM-Projekt ihren eigenen Betrieb nachgestellt haben.

Das ehemalige Motor-Frachtschiff Typ IV „Dresden“ liegt mit seinen fünf Schornsteinen seit seinem Umbau zum Museum 1970 hier in Rostock-Schmarl vor Anker. Nach der Wende fiel die Unterstützung des Werftenverbundes der DDR weg. 2003 wurde es an die internationale Gartenbauausstellung (kurz IGA) angebunden. Heute befindet sich im Bauch des Schiffes das Schifffahrtmuseum – also ein besonderes Stück Stadtgeschichte.

Und als ich so vor dem Schiff stehe, denke ich mir – das kennst Du doch – hier warst Du schon einmal. Nachdem wir unsere Tickets gekauft haben (und unsere Story mit dem Taxi erzählt haben), frage ich die freundliche Dame: “Sagen Sie, war das mal eine Jugendherberge?” Ja, zu DDR-Zeiten war das Schiff ein Jugend-Touristikhotel. Mhhh und plötzlich – fast auf den Tag genau im Februar 1984 – bin ich nach 40 Jahren wieder hier. Tausende Bilder und Gefühle kommen auf einmal in meinen Kopf. Na dann …

Mehr als 12.000 Ausstellungsstücke zeigen hier die Entwicklung des Schiffbaus – vom slawischen Einbaum bis hin zur computergesteuerten Fertigung moderner Großwerften. Regelmäßig wechselnde Sonderausstellungen und ein weitläufiger Außenbereich mit Betonschiff, Schwimmkran und vielen weiteren technischen Highlights machen den Besuch des Schifffahrtsmuseums zu einem wirklichen Erlebnis. Das eindrucksvollste Exponat ist dabei natürlich der Stahlriese selbst. Die „Dresden“ zählt weltweit zu den wenigen großen erhaltenen Frachtschiffen der Nachkriegszeit. Viele der originalen Räume, der Maschinenraum, der Rudermaschinenraum, die Brücke, die Funkstation, das Schiffshospital, mehrere Mannschaftskabinen und die Mannschaftsmesse nehmen uns mit auf eine Zeitreise (auch ein winziges Stück meiner eigenen).

auf der Brücke

Wir starten auf Deck 4 – hier werden hier spannende, unterhaltsame und informative Einblicke in die Schiffbau- und Schifffahrtsgeschichte der Region gegeben. Die Ausstellung konzentriert sich dabei auf drei Zeitausschnitte: die Hansezeit, das 19. Jahrhundert sowie die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Funkraum

Auf Deck 3 steht die Deutsche Seereederei Rostock im Mittelpunkt. 1952 gegründet, entwickelte die DSR sich zu einer der größten Universalreedereien Europas. Vom ersten Handelsschiff der DDR, bis hin zu den großen Passagierschiffen “Fritz Heckert” und “Völkerfreundschaft” wird die Schifffahrt der DDR erzählt. Zahlreiche beeindruckende Modelle illustrieren diese Geschichte. Daneben geben Ausstellungen zum Seefunkwesen und der Hochseefischerei spannende Einblicke in Sonderthemen. Auch der Seeflug kommt nicht zu kurz – nahe dem Museumsstandort befand sich im Breitling einst ein wichtiger Wasserflugplatz, zudem hatten Heinkel und Arado in Rostock und Warnemünde ihre Flugzeugwerke stationiert.

Stehen geblieben zu sein, erscheint die Zeit auch auf dem Hauptdeck: Die Mannschaftskabinen, Wasch- und Duschräume, Kombüse und Schiffsbetriebsräume präsentieren mit ihrer noch original erhaltenen Ausstattung ein authentisches Bild vom früheren „Leben an Bord“ der Dresden. Und hier setzen auch die Erinnerungen an das Jugend-Touristikhotel an, deren Räume sich auf Deck 1 und 2 befanden. Vieles ist noch so erhalten, wie vor 40 Jahren. Fast kann ich mich selbst noch durch die Gänge laufen sehen …

Am Nachmittag treten wir den Rückweg an, dieses Mal gehen wir zu Fuß bis zur S-Bahn-Station Lütten-Klein. So weit ist es am Ende nun doch nicht gewesen.

https://restaurant-luv-lee.de/

Den Abend verbringen wir in einem kleinen Restaurant am Fuße des Leuchtturms in Warnemünde. Katrin hatte (zur Feier des Tages) einen Tisch reserviert. Lustigerweise wurden wir gleich darauf hingewiesen, dass wir den Tisch nur 2 Stunden haben und um 20 Uhr neue Gäste kommen …

Wir bestellen Austern – wo bekommt man denn in Warnemünde sonst noch welche (?) – guten Fisch und Wein und lassen es uns sehr gut gehen. Gegen 19 Uhr sagt uns die Chefin, wir können noch bleiben, sie hat den Tisch “umgebucht”. Wie schön – und wir bestellen noch eine zweite Flasche Wein …


Um 20 Uhr sitzen wir nur noch zu viert im Restaurant. Wo bleiben denn die ganzen Leute?

Also ganz ehrlich, im Sommer kann ich es durchaus verstehen, dass man in einem frequentierten Restaurant die Tischzeit begrenzt – aber im Winter? Wer bitte geht hier um 20 Uhr noch Abendessen? Wir sind an der Ostsee und nicht in Italien … ein bisschen mehr Ehrlichkeit wäre schön. Trotzdem hat es uns sehr gut gefallen, der Fisch war sehr lecker und das Preis-Leistungs-Verhältnis viel besser als in anderen Restaurants in Warnemünde. Wir kommen bestimmt wieder.


Quellen:

https://www.deutschlandfunkkultur.de/wie-versenkt-man-ein-schiffahrtsmuseum-100.html

https://schifffahrtsmuseum-rostock.de/

Warnemünde 2024 -pt.1

Unserer alten Tradition folgend geht es wieder für ein langes Wochenende an die Ostsee, nach Warnemünde. Dieses Mal sogar einen Tag länger und so entfliehen wir dem beginnenden Höhepunkt der Karnevalszeit. Die Rucksäcke haben wir aufgrund vieler anderer Termine schon am Dienstag gepackt und so kommen am Morgen nur noch die letzten Dinge dazu.

Aufgrund einer Zeitungsmeldung entschließen wir uns, einen Zug früher nach Frankfurt zu fahren, da die Strecke Darmstadt-Frankfurt aufgrund von Baumaßnahmen nur einspurig befahrbar ist und mit Verspätung zu rechnen ist. Ich habe nicht erwartet, in der DB-App dazu eine Mitteilung zu bekommen … also fahren wir schon eine ganze Stunde vorher mit der VIAS nach Frankfurt/Main Hbf (nicht über Darmstadt), sind ganz pünktlich und zu unserer Überraschung steht der ICE nach Binz schon gerade auf dem gegenüberliegenden Gleis. Wir brauchen also nur umzusteigen und machen es uns bequem – so entspannt war es selten.
Der Blick auf die DB-App zeigt uns – so entspannt wäre es mit unserem planmäßig gebuchten Zug nicht geworden … die VIAS über Darmstadt hat nämlich schon 20 Minuten Verspätung – und es werden auch noch 30 Minuten daraus.
Die Anzeige in der DB-App zeigt noch am Nachmittag die Ankunft der VIAS für 08:36 Uhr – was nicht richtig ist. Sind diese Zeiten auch so im System der DB hinterlegt? Dann rechnet sich die Deutsche Bahn ihre Statistiken leider schön, denn genau in dem Moment, als unser ICE pünktlich um 09:03 Uhr aus dem Bahnhof fährt, fährt auf dem Nachbargleis unsere VIAS ein. Das wäre es gewesen …

Auch der Hinweis “Anschluss wartet” ist lächerlich – als wenn der ICE auf einen Regionalzug aus dem Odenwald warten würde. Also liebe Bahn, warum diese Unehrlichkeit?

Die Fahrt mit unserem ICE ist total entspannend, im Ruheabteil ist es wirklich richtig ruhig, der Zug ist sehr pünktlich und wir kommen gut in Rostock an. Auch die S-Bahn steht schon da und so sind wir im Handumdrehen um Schlag 16 Uhr in Warnemünde. So stelle ich mir Bahnfahren vor – aber man muss mit- und vorausdenken – dann ist es auch erholsam.

Das erste Foto wird traditionell immer schon auf der Brücke am Alten Strom gemacht, es ähnelt sich meistens – auch vom Wetter her. Es ist kälter als zu Hause, grau in Grau – aber all das ist egal. Wir sind endlich wieder hier oben und werden eine schöne Zeit verbringen. Natürlich essen wir noch ein Fischbrötchen, bevor wir weiter ins Hotel gehen – das muss einfach sein.

Ein paar Minuten später checken wir in unserem Hotel ein. 2006 war ich hier zum allerersten Mal. Leider müssen wir feststellen, dass sich seitdem auch nicht viel verändert hat. Aber dazu später …
Also, auspacken, umziehen, Mütze auf und an den Strand.

Es ist immer wieder ein wunderschönes Gefühl, die Dünen hinaufzulaufen, in den Sand einzutauchen, das Meer zu hören, die Wellen zu sehen, den Wind zu spüren. Endlich nicht mehr nur in “Gedanken am Meer”. Auch im Winter.

Sofort fällt uns auf, dass jede Menge Schiffe in der Ostsee vor Warnemünde und direkt im Molengebiet liegen. Der Grund ist die Vertiefung des Seekanals Rostock auf Höhe der Molenköpfe / Hohe Düne. Seit Ende Dezember ist hier ein Schneidkopfsaugbagger im Einsatz, denn die Baggerarbeiten sollen bis zum Frühjahr abgeschlossen sein.

Eigentlich auch wie immer, laufen wir am Strand hinunter Richtung Hotel Neptun, biegen dort wieder in den Ort ein und laufen durch die Straßen von Warnemünde zurück zum Alten Strom. Es hat sich auf den ersten Blick nicht viel verändert, ab und zu ein neues Geschäft – aber sonst scheint alles beim Alten zu sein.

Heute Abend beschließen wir, im “Wenzel”, in den Prager Bierstuben essen zugehen. Ich weiß nicht genau warum, aber bisher hatten wir immer nur traditionelle Fischgaststätten auf dem Plan – hier waren wir noch nie – und ganz ehrlich, wir haben es nicht bereut.

In angenehmer, wirklich ruhiger Atmosphäre – (also nicht vergleichbar mit einer richtigen Bierstube in Prag (à la U Fleků). Traditionelle, deftige, gutbürgerliche böhmische Küche. „Macht nicht schlank, aber satt“, so der Aufdruck auf den Servietten und das stimmt! Gut, beim Bier kann man sich streiten – aber man hat gute eine Auswahl der heutigen Marktbeherrscher (Staropramen, Budweiser, Pilsner Urquell, Bakalář) in verschiedenen Varianten. Ich weiß nicht, ob das Allgäuer Büble Edelweißbier hier hergehört – aber egal. Wir essen sehr lecker und reichlich und trinken auch … (reichlich).
Die Preise sind absolut ok – wir hatten einen tollen Abend – und Fisch essen wir morgen….

Wir ziehen noch ein wenig durch die Straßen und fallen dann müde aber glücklich in unsere Betten.

Freiburg (wie immer) pt.2

Wenn wir in Freiburg sind, verzichten wir auf das Frühstück im Hotel – wir gehen auf den Markt.

Wir lieben diesen Markt. In den frühen Morgenstunden erstrahlt der Münsterplatz im Licht der aufgehenden Sonne und wandelt sich innerhalb kürzester Zeit zu einem lebendigen Schauplatz: zig Marktstände bieten eine bunte Vielfalt an frischen, saisonalen und regionalen Erzeugnissen, Kunsthandwerk, Pflanzen und vielem mehr. Doch der Münstermarkt ist nicht nur ein Ort des Einkaufs, sondern auch ein Treffpunkt mit den Händlern, ein beliebter Ort im Herzen von Freiburg und eine Begegnungsstätte, an der die traditionelle badische Lebensfreude auf Nachhaltigkeit und Genuss trifft!

Natürlich ist die Lange Rote ein Muss. Auch heute stehen Freiburger und Besucher für die traditionelle Grillwurst an mittlerweile sieben Ständen des Münstermarktes geduldig Schlange. „Mit oder ohne Zwiebeln“ werden Sie gefragt, wenn Sie Ihre Bestellung aufgeben, denn bereits 1951 briet Josef Föhrenbach diese für noch mehr Aroma gemeinsam mit der Wurst an. Die Entscheidung ob „mit“ oder „ohne“ steht unter Freiburgern als echte Glaubensfrage im Raum. Sicher ist aber: Wer die Lange Rote „geknickt“ bestellt, gibt sich definitiv als Tourist zu erkennen, denn ein echtes Bobbele (ein gebürtiger Freiburger) isst seine Lieblingswurst stets im Ganzen, auch wenn sie weit aus dem Brötchen herausragt.

Wir kaufen uns unser zweites “Frühstück” zusammen – Meeresfrüchte, Oliven, Käse, frisches Baguette – und wir finden sogar einen Auxerrois – was für ein Festmahl. Auf einer kleinen Bank inmitten des Markttreibens genießen wir das aus vollen Zügen …

Natürlich müssen wir auch noch beim Lakritz-Piraten einkaufen …

Der Münstermarkt und seine Beschickerinnen und Beschicker haben rund um das Freiburger Münster eine jahrhundertelange Tradition – und sind dennoch mit ihren Betrieben und ihrer Produktion im 21. Jahrhundert angekommen. Nirgendwo sonst kann man Regionalität und Saisonalität, aber auch kunsthandwerkliches Geschick und badische Genussfreude besser erleben, als auf dem Münstermarkt.

… ach ja – und es ist ja noch Weihnachtsmarkt.

Am Ende des Abends landen wir im Blauen Fuchs.

Das alte Stechhäusle (besser bekannt als “Haus an der Mehlwaage”) in der Metzgerau 4 wurde 1763 gebaut. Die Stadt verkaufte es Mitte 2000 aus Haushaltsgründen. Nachdem 2021 der vorige Inhaber auch das Handtuch geworfen hatte, übernahm die Brauerei Ganter. Im Innenbereich wurde praktisch alles entfernt, mit Ausnahme des „wunderschönen Bodens“. Es wurde kräftig investiert, um aus diesem Schmuckstück eine einzigartige Mischung aus Kneipe, Bar und Restaurant zu schaffen.

Deren Philosophie besteht darin, lokale Gerichte und innovative Interpretationen traditioneller Speisen anzubieten. Auf der Speisekarte findet man nicht nur herzhafte Wirtshausklassiker wie Schnitzel, Fried Chicken und verschiedene Schmorgerichte, sondern auch eine vielfältige Auswahl an veganen und vegetarischen Gerichten wie Bowls, Waffeln und Flammkuchen – alles zubereitet mit frischen, regionalen Zutaten und sehr lecker!

Darüber hinaus kann man sich auf hausgemachte Limonaden, neun Biere vom Fass sowie eine abwechslungsreiche Auswahl an Flaschenbieren und regionalen sowie internationalen Weinen freuen.

Vor allem die Gin-Karte hat es uns angetan – übersichtlich und zu vernünftigen Preisen. Wir schaffen es aber nicht, beide Spalten komplett abzuarbeiten – zusätzlich gibt es noch einen Gin des Tages (Überraschung) für 6 Euro.

https://www.blauer-fuchs.de/

Freiburg (wie immer) pt.1

Eigentlich wollten wir mit der Bahn fahren – aber durch den angekündigten Streik für den 08. Dezember waren wir uns sehr unsicher und haben uns für das Auto entschieden. Es war eine gute Entscheidung, obwohl der Zug gefahren ist (klar, der fuhr weiter in die Schweiz und musste deshalb fahren). Somit gab es auch keine Entschädigung von der DB – aber egal …

Wir haben das Auto in der Nähe unseres Hotels im Parkhaus Zähringer Tor geparkt – ziemlich eng, aber eines der günstigeren in Freiburg. Man muss bei der Einfahrt kein Ticket mehr ziehen, sondern das Kennzeichen wird gescannt – das hat funktioniert [mehr dazu später …]

Nachdem wir im Motel One eingecheckt haben, gehen wir direkt zur Markthalle. Es ist ziemlich voll, aber wir finden doch noch einen Platz direkt am Indochina Kitchen, wo wir auch unser Essen bestellen. Im Januar haben wir hier auch schon gegessen, das war wieder so lecker. Danach gehen wir noch eine Runde durch die Stadt, aber es regnet, es ist kalt und so ziehen wir uns erst einmal ins Hotel zurück.

Es ist 17 Uhr und wir machen uns wieder auf den Weg, bummeln noch etwas durch die Stadt und sind dann pünktlich, kurz vor 19 Uhr im Schwarzwälder Hof. Hier findet heute ein Islay-Whisky-Tasting statt. Organisiert von Frank Ernst (Feine Spirituosen – Holderied Ernst Freiburg). Durch den Abend führt Jens Heiler, der sich in seiner über langjährigen Tätigkeit als Whisky-Ambassador deutschlandweit einen Namen gemacht hat. Jens kennen wir schon vom Raritäten-Tasting im Januar.

Es ist ein schöner Abend mit gutem Whisky von der Insel, die wir schon so oft besucht haben und mit der uns ganz viele schöne Erinnerungen verbinden. Die Teilnehmer sind – sagen wir mal vorsichtig – sehr gemischt, also Leute, die vielleicht zum ersten Mal Whisky trinken – und solche, die sich so geben, die absoluten Whisky-Kenner zu sein. Eine Gruppe von 30 Personen ist aus meiner Sicht einfach zu groß – das Raritäten-Tasting (beschränkt auf 12 Personen bei Frank im Laden) zum Beispiel, war dagegen unheimlich authentisch, intensiv und wunderschön – allerdings auch in einer anderen Preislage …

Wir verabschieden uns aber mit dem Versprechen, dass wir uns wiedersehen – was auch ehrlich ist, denn Freiburg hat es uns angetan.

Für den Heimweg ins Hotel nehmen wir den “ganz langen” Weg über den Weihnachtsmarkt.

Zurück im Hotel landen wir komischerweise immer wieder bei der (uns schon bekannten) Gin-Karte. Illusionist Dry Gin geht immer und überall 😉

https://www.about-drinks.com/the-illusionist-dry-gin-mit-neuer-vertriebspower-in-deutschland/

Der Heimweg nach Kirchbrombach

Es fällt mir schwer, wieder in meinen gewohnten Alltag zurückzukehren. Meine Stimmung ist gedrückt, und ich durchsuche das Web nach Reiseblogs, Bildern und Büchern über Island und die Färöer, höre Radio Ankerherz, um das Gefühl meiner Reise festzuhalten. Es ist wichtig zu erkennen, dass die gesammelten Erfahrungen und die positiven Emotionen tief in uns verwurzelt sind. Wir können sie jederzeit zurückrufen und wieder spüren, indem wir an diese Reise denken.
Wir sind so dankbar für alles Erlebte und überhaupt die Möglichkeit zu reisen und auch demütig, weil wir ein Zuhause haben, zu dem wir zurückkehren können.

Von Hirtshals zurück nach Hollenstedt

Heute Morgen stehen wir schon um 7 Uhr zum ersten Mal auf dem Deck. Man merkt doch sehr deutlich, wie sich die Sonnenaufgangszeiten verändern. Der vorhergesagte Sturm scheint ausgeblieben zu sein – da sind wir nicht böse darüber.


In Richtung Dänemark sehen wir finstere Wolken – aber auch faszinierende 😉

Es ist fast 9 Uhr und wir haben unsere Kabine schon verlassen, die Rucksäcke stehen abholbereit auf Deck 6. Die meisten stehen jetzt ohnehin schon auf dem Oberdeck und machen letzte Fotos.

Um 09:45 laufen wir in Hirtshals ein. 10 Minuten später hat der Kapitän die riesige Norröna geschickt eingefädelt und die Leinen werden über Bord geworfen.

Wir sind zurück von unserer unglaublichen SKUA-Tour. Na ja, noch nicht ganz. Sagt man nicht, dass eine Reise erst dann zu Ende ist, wenn man wieder zu Hause ist? Davon trennen uns noch 1200 km…

Aber – unser Reisebus steht natürlich schon da… In wenigen Minuten haben wir die Fähre mit dem Bus getauscht und fahren in Richtung Deutschland. Das Wetter ist grau und es regnet auch ziemlich oft.

Eigentlich wollte der Busfahrer noch einen Stopp VOR Deutschland machen – aus irgendeinem Grund haben wir aber diesen Stopp erst unmittelbar nach der Grenze gemacht.

Mhhh, … und irgendwie fühlten wir uns wieder in einer anderen Welt. Ich weiß nicht, ob jemand die Raststätte Ellund (A7) kennt – wir fühlen uns hier um vielleicht 30 Jahre in der Zeit zurückversetzt. Natürlich muss man wieder in Deutschland für die Benutzung der Toiletten bezahlen (…) – aber der Zustand dieser lässt keinen Zweifel offen – wir sind wieder zurück. Die erste Adresse nach der Grenze ist wirklich peinlich für einen ersten Eindruck von Deutschland. Im Gastraum riecht es ekelig nach altem Fett, niemand kauft hier auch irgendetwas – also schnell wieder in den Bus zurück.

Der Elbtunnel ist gesperrt und so quält sich der Busfahrer durch Hamburgs Innenstadt bis wir endlich gegen 18:30 Uhr in Hollenstedt am Alten Tanzsaal ankommen. Koffer ausladen und verabschieden – es ist wirklich so, wie Isabell am Anfang der Tour gesagt hatte – ihr kommt als Fremde und verabschiedet euch als Freunde. Ganz viele umarmen sich beim Abschied, dann steigen wir in unser Auto und fahren zum Hotel.

Wir haben ein wunderschönes Zimmer im Hollenstedter Hof – genau im Giebel.

Zweiter Seetag im Nordatlantik

Es ist kurz vor 8 Uhr – die Sonne ist noch nicht aufgegangen, wir sind schon bei den Shetlands – und oje – um ein Haar hätten wir den Leuchtturm verpasst.

Wir sehen Muckle Flugga nun zum zweiten Mal von der anderen Seite – normalerweise sitzen wir ganz nahe der Klippen in Hermaness und schauen aufs Meer. Mich durchströmt ein warmes Gefühl – da drüben fühlen wir uns fast wie zu Hause …
Der Leuchtturm Muckle Flugga steht als nördlichstes Lighthouse Großbritanniens, wurde 1854 von den Brüdern Thomas und David Stevenson entworfen und während des Krimkriegs gebaut. Mit einer Höhe von nur 20 Metern und 103 Stufen wurde er am 1. Januar 1858 erstmals in Betrieb genommen. Heute ist alles automatisiert und der Leuchtturm strahlt alle 20 Sekunden einen weißen Lichtblitz aus, mit einer Reichweite von 22 Seemeilen (41 km).

Wir können nun erst einmal in Ruhe frühstücken. Wie immer pendeln wir zwischen dem Oberdeck und der Laterna Magica.

Eigentlich wollten wir uns um 11 Uhr alle hier oben zum Vormittags-Talk treffen, aber wir bekommen den großen Raum auf Deck 6 zugewiesen. Hier sind wir ungestört. Stefan interviewt den alten Kapitän (Krischan) und die Jungs von Fish&Sheep. Trotz heiserer Stimme liest er noch aus seinem Buch “Das muss das Boot abkönnen”. Gaaanz zufällig hab ich mein Buch dabei und bitte ihn nach der Lesung ein paar Zeilen ins Buch zu schreiben, was er natürlich auch sehr gerne tut.

Als große Überraschung teilt er uns mit, dass wir die Erlaubnis bekommen haben, die Kommandobrücke zu besichtigen. Wir werden in kleine Gruppen (20 Personen) aufgeteilt und betreten den sonst “verbotenen” Bereich. Der Begriff „Brücke“ kommt aus der Zeit der Raddampfer, als zwischen den beiden Radkästen ein Steg – eben eine Brücke – gebaut wurde, auf der der Schiffsführer stand. Traditionell im Vier-Stunden-Wechsel wird die Fähre vom nautischen Wachoffizier geführt. Die Norröna fährt zu über 95% mit Autopilot – nur das Ab- und Anlegemanöver macht der Kapitän selbst – und manuell.

Ansonsten geniessen wir heute nur das Meer und den Wind auf dem Deck.


Der Shanty Chor trifft sich noch einmal zu einer letzten Probe und ich (später mit Katrin) mache es mir wie so oft mit einem Buch in der Laterna Magica bequem.

So wie die Sonne heute Morgen über dem Meer aufgegangen ist, so geht sie heute Abend auch wieder unter.

Um 19 Uhr treffen wir uns im hinteren Teil der Laterna Magica. Es ist unser letzter Abend – und den wollen wir feiern – mit dem Schafbier und Brenivin 😉 Stefan lässt die letzten Tage Revue passieren und liest uns seinen Beitrag über diese SKUA Tour für die Hamburger Morgenpost vor, der am Wochenende erscheinen wird. Kann man hier nachlesen

Musikalisch umrahmt natürlich von Jens Hasselmann und Ralf Wüstneck (also Fish&Sheep) und tataaa – der Shanty-Chor hat seinen Auftritt. Ich bin erstaunt, wie viele doch bei diesem “Projekt” mitgemacht haben. Richtig schön…

Jens Hasselmann, Ralf Wüstneck, Stefan Kruecken, Isabell Albert, Kapitän a.D. Hans-Christian Nielsen

Ein großer Dank Stefans an “seine Crew” wird mit langem Beifall erwidert – das war ein wirklich tolles Team, was uns in den letzten Tagen geführt, organisiert und unterhalten hat. DANKE, ANKERHERZ.

Im vorderen Teil der Laterna Magica spielt ab 20 Uhr Eyðun Nolsøe – einer der bekanntesten Songwriter der Färöer Inseln. Er ist nicht nur eine der Hauptfiguren in einer der beliebtesten Pop-Rock-Bands der Inseln: Frændur, hat er auch mehrere Soloalben gemacht. Er hat eine schöne, melancholische Stimme – erinnert mich ein bisschen an Sivert Høyem (u.a. Madrugada). Ich kann jetzt schon verstehen, warum die Nordmänner so traurige Lieder singen… Die skandinavischen Passagiere scheint das aber nicht zu beeindrucken. Es wird nicht einmal geklatscht – sehr schade.

Zumindest ab und zu belohnen wir ihn aber aus dem hinteren Eck mit Applaus.

Und so nimmt der Abend seinen Lauf, bis wir über das Oberdeck – uns noch einmal den Wind die Ohren wehen lassen – in unsere Betten fallen.

Zurück zu den Schafsinseln – nach Tórshavn

Noch vor dem Frühstück stehen wir auf dem Oberdeck und lassen uns den Morgenwind um die Nase wehen. Es wird langsam hell.

Nach dem Frühstück stehen wir wieder auf dem Oberdeck.

Jetzt geht die Sonne auf… Das ist ein magisches Licht.

Ab und zu regnet es und so ziehe ich mich mit meinem Buch in die Laterna Magica zurück. Katrin ist bei der Shanty-Chorprobe. Da kommt der Ruf “Wale in Sicht”. Mit einem Mal springen alle auf und stürmen zum Fenster – und wir sehen wirklich eine Gruppe von Grindwalen, die unmittelbarer Nähe zum Schiff munter durch das Wasser springen.

Immer wieder ziehen Regenfronten über uns hinweg und zaubern wunderschöne Regenbogen.

Gegen halb zwölf erscheinen die Färöer Inseln am Horizont. Wer “Färöer-Inseln” sagt, der beweist: Er kennt sich nicht aus. Denn “Fåreøen” trägt den Begriff “Insel” schon im Namen, der “Schafsinseln” bedeutet. Eine Stunde später gleiten wir an den schneebedeckten Fjordbergen von Kalsoy und den grünen Hängen von Eysturoy vorbei.

Die Sonne scheint und bringt die niedrigen Wolken zum Strahlen. Vorbei an dem Fischerdorf Gjógv, dessen kleine Kirche man gut erkennen kann.

Wir legen uns noch einmal auf die Liegen in der Laterna Magica und lassen die sonnenbeschienen Berge an uns vorbeiziehen. Aus dem Bordlautsprecher dudelt Weihnachtsmusik. Irgendwie ein beklemmendes Gefühl. Die Weihnachtsmusik und der Tannenbaum wurde gestern auch aufgestellt…

15:30 Uhr – pünktlicher als die Deutsche Bahn – fädelt der Kapitän die Norröna in das Hafenbecken ein und wir machen eine 360° Drehung bevor die Fähre vertäut wird.

Fünf Minuten nach 16 Uhr stehen wir in Torshavn vor dem Terminal, die Sonne ist gerade untergegangen und wir laufen Richtung Stadtzentrum, das inzwischen auch schon weihnachtlich mit vielen Lichter geschmückt ist. Überall hängen jetzt Lichterketten, alles erstrahlt in vorweihnachtlichem Glanz – kein Wunder, wenn es hier so lange dunkel ist, zaubert das ganze Licht eine schöne Atmosphäre.

Inzwischen wohnen fast 20.000 Menschen hier in Torshavn, 40 Prozent aller Färinger. Da sich die Besucher hier manchmal in einem lebendigen Museum wähnen, in dem uralte Traditionen, Lebensweisen und Sprache erhalten bleiben, schafften es die Färöer vor einigen Jahren bei einer Beurteilung durch National Geographic sogar auf Platz eins der Liste “attraktivstes Insel-Reiseziel” – vor 110 weiteren Inseln weltweit. In der Begründung hob die Jury, bestehend aus Experten für nachhaltigen Tourismus, hervor: “Eine prachtvolle, eiszeitlich überformte Landschaft mit unglaublich steilen Hängen. Die eigenständige Baukultur – auch mit Grasdächern – wurde mit Bedacht bewahrt und geschützt.” So viel Eigenart mitten im Nordatlantik lohnt sich also. Da ist es wenig überraschend, dass die unabhängigen Färöer im Gegensatz zu Dänemark nicht Mitglied der EU sind.

Wir schlendern durch das Einkaufszentrum, stöbern lange in einem alten Buchladen und laufen noch einmal durch die engen Gassen der Altstadt und am Hafen entlang wieder zurück auf’s Schiff.

Wir legen schon eine Stunde vorher ab, da Sturm angesagt ist und der Kapitän rechtzeitig im Hafen von Hirtshals sein möchte. Immer wieder gehen wir raus aufs Deck und schauen nach Polarlichtern – die wir aber heute nicht sehen werden.
Wo wir den Abend ausklingen lassen, könnt ihr euch ja sicherlich denken … Blöööck …


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