14 km westwärts (Warnemünde 2024 – pt. 3)

Es ist Samstag. Wir sind wieder in unserem gewohnten Rhythmus – heute laufen wir, solange uns die Füße tragen, Richtung Lichtenhagen.

Das Wetter ist unverändert, nebelig, grau, kühl und windig – aber es regnet nicht. So laufen wir gefühlt im Tross von hunderten Leuten am Strand entlang gen Westen. Natürlich wissen wir, dass es nach wenigen Kilometern immer weniger Menschen werden und wir irgendwann fast alleine am Strand sind. Dieses „irgendwann“ ist bisher eigentlich der Beginn der Steilklippen in Höhe Kap Geinitzort gewesen.

Doch in diesem Jahr werden wir schon viel früher gezwungen, auf den Küstenwaldweg auszuweichen. In Höhe Wilhelmshöhe ist der Strand aufgrund des Abbruchs so eng geworden, dass wir aufgrund der hohen Wellen hier nicht mehr weiterkommen – wir müssen hinaufklettern.

Von oben sehen wir dann, wie sich das Meer das Land zurückgeholt hat. Erschreckend – aber eigentlich nicht unerwartet.

Ein Naturschutzgebiet, das die Natur selbst abbaut: Was kurios klingt, ist an der Steilküste westlich von Warnemünde Realität. Dort nagt die Ostsee ungehindert am Kliff der Stoltera und sorgt dafür, dass die Küstenlinie pro Jahr um rund 35 Zentimeter zurückweicht. Überwiegend weicher Geschiebemergel rutscht auf den Strand ab und wird von der Brandung aufgelöst. Zurück bleiben Gesteinsbrocken, die die Eiszeit einst dort abgelagert hat und die nun den Strand übersäen.

Oben auf dem bis zu 20 Meter hohen Kliff wächst dichter Küstenwald. Vom Seebad Warnemünde aus ist es nur ein Spaziergang am Strand oder auf dem Dünenweg, um das Schutzgebiet Stoltera zu erreichen. Es erstreckt sich auf knapp drei Kilometern an der Küste entlang und ist nur wenige Hundert Meter breit. Vom Aussichtspunkt Wilhelmshöhe haben Wanderer einen schönen Blick auf die Ostsee und den naturbelassenen Strand. Wer noch etwas weiter geht, kommt zum Geinitzstein. Der Gedenkstein am Fuß des Kliffs erinnert an Eugen Geinitz, einen Geologen, der an der Uni Rostock gelehrt hat und ab 1889 erster Direktor der Geologischen Landesanstalt Mecklenburg-Vorpommern war.

An der Treppe am Schulweg kommt es immer wieder zu Abbrüchen, weil das Wasser bis an die Steilküste spült.

Kurz vor dem Kap geht eine Treppe wieder hinunter zum Strand. Die letzten Stufen werden von den Wellen umspült, aber mit einem kühnen Sprung landet man trocken im steinigen Strand, der nun wieder breiter und begehbar wird. Hier sind wir dann fast alleine, nur wenige Wanderer, Angler oder mutige Badende trifft man hier noch an. Warnemünde ist weit entfernt und im Nebel versunken.

Ich mag den Klang, wenn die Wellen der See auf den Strand treffen und tausende Steine beim Zurückziehen des Wassers anfangen zu klickern.

In Elmenhorst angekommen, machen wir eine kurze Rast. Wir entscheiden, heute nicht weiterzugehen und von hier aus den oberen Weg durch den Küstenwald bis zur Wilhelmshöhe zurückzugehen.

Traditionsgemäß machen wir hier immer Rast – essen eine Suppe (je nachdem, was im Angebot ist), wärmen uns am Holzfeuer auf und genießen die schöne Aussicht aufs Meer und Richtung Warnemünde, wo man die Fähre aus Dänemark am Mittag einlaufen sieht.
Heute gibt es Soljanka – keine Frage, was wir essen … oder?

Den restlichen Weg laufen wir wieder unten am Strand zurück nach Warnemünde. Es wird zunehmend anstrengender, im tiefen Sand zu laufen und so trotten wir still zurück.

Geschafft kommen wir im Hotel an und fallen erst einmal in unsere Betten.

Zum Abendessen haben wir uns die Fischerklause ausgesucht.
Telefonisch konnten wir nicht reservieren, sollten aber einfach kommen und so finden wir auch einen – für uns wunderschönen Platz – direkt am Tresen. Wir haben alles im Blick und werden gut vom Personal unterhalten. 😉 Das Essen ist gut, aber gemessen am Warnemünder Durchschnitt schon relativ teuer.

Ein ausgedehnter Spaziergang durch das nächtliche, ruhigere Warnemünde, abseits vom Alten Strom bis hin zur Werft, führt uns dann am Ende wieder zurück ins Hotel. Das war wieder ein schöner Tag …


Quellen:

https://www.ndr.de/ratgeber/reise/mecklenburgische_ostseekueste/Wanderung-an-der-Ostsee-zum-Geinitzstein,stoltera102.html

https://www.fischer-klause.de/