Es ist Sonntag. Wir sind wieder in unserem gewohnten Rhythmus – heute laufen wir, solange uns die Füße tragen, Richtung Graal-Müritz.
Nein, diese Zeiten sind vorbei … Aber wir folgen unserer Tradition und fahren mit der Fähre hinüber zur Hohen Düne.
Was für ein Glück wir doch haben – beim Anlegen sehen wir eine große Finne – von rechts unter der Fähre hindurchschwimmen – was war das? Ein Tümmler? Nein, in der Ostsee verirren sich nur selten Tümmler und sie haben keine Finne. Google hilft immer und wir haben wirklich einen Delfin in Warnemünde gesehen – seit Mai treibt er sich hier herum … Was ein Glück …
Erfahrungsgemäß ist das Laufen am Strand auf dieser Seite ziemlich anstrengend. Der Sand ist hoch und weich, das wird im Laufe der Zeit sehr anstrengend.
Die Wellen sind sehr hoch und immer wieder stehen wir einfach nur da und genießen das Meer. Still und jeder für sich, in solchen Momenten müssen wir nicht viel reden. Wir spüren die See, die Wellen, den Wind, die Gischt – da brauch es keine großen Worte.
Als das Stapfen im tiefen Sand zu viel wird, gehen wir den nächsten Dünenweg hinauf zur Straße und laufen ein Stück auf dem Asphalt entlang. Es ist wesentlich angenehmer zu laufen, aber wir wollen doch wieder zurück ans Meer.
Später setzen wir uns in die Dünen und packen unsere Fischbrötchen aus. Trotz des Schietwetters – das ist ein Genuss …
In Markgrafenheide laufen wir zurück zur Straße und gehen hier den Weg zurück bis nach Hohe Düne.
Die Scandlines-Hybridfähre „Copenhagen“ läuft gerade vor uns aus dem Hafen aus – wir haben uns schon gestern über den hohen Schornstein gewundert … mhhhh, ich forsche nach:
Nein, es ist kein überdimensionierter Schornstein, der hoch über das Deck der Scandlines-Hybridfähre thront. Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht danach aussieht, handelt es sich bei dem 30 Meter hohen Zylinder um ein Rotorsegel, das mit der Kraft des Windes Treibstoff spart und Emissionen verringert.
Rotorsegel nutzt Magnus-Effekt zum Vortrieb mittels Wind
Beim Norsepower-Rotorsegel handelt es sich um eine moderne Version des Flettner-Rotors, den Anton Flettner (1885 – 1961) bereits vor rund 100 Jahren als Schiffsantrieb patentieren ließ. Das Prinzip beruht auf dem Magnus-Effekt (Heinrich Gustav Magnus, 1802–1870): Trifft Wind auf einen in Rotation versetzten Zylinder, wird die Luft auf einer Seite beschleunigt und auf der gegenüberliegenden Seite abgebremst. Unter- und Überdruck erzeugen eine zusätzliche Kraft, die im rechten Winkel zur Windrichtung wirkt – bei seitlichen Winden in Fahrtrichtung des Schiffes.
Das auf der Scandlines-Fähre installierte Norsepower-Rotorsegel ist 30 Meter hoch, hat einen Durchmesser von fünf Metern und wiegt rund 42 Tonnen. Ein Elektromotor versetzt den Zylinder in Rotation. Abhängig von Windrichtung und -geschwindigkeit wird die Drehzahl vollautomatisch angepasst, bis zu 180 Umdrehungen pro Minute sind möglich. Während der Revierfahrten vor Rostock und Gedser rotiert das Segel mit minimaler Drehzahl, um die volle Manövrierfähigkeit zu erhalten. Den idealen Wirkungsgrad erreicht das Rotorsegel, wenn der Wind quer zur Fahrrichtung oder leicht von hinten weht. Auf der Nord-Süd-Route von Gedser nach Rostock ist dies aufgrund vorherrschender Westwinde überwiegend der Fall.
Die Fähre bringt uns wieder zurück nach Warnemünde, “gezwungenermaßen” müssen wir noch über den Fischmarkt gehen, essen leckere Fischsoljanka und Bratheringsbrötchen – machen noch einen kurzen Stopp auf dem Marktplatz um einen Glühwein zu trinken – bevor wir dann wieder geschafft nach 16 km in unsere Hotelbetten fallen.
… und hier machen wir lieber Schluss. Morgen geht es wieder nach Hause.
Quellen:
https://www.rostock-heute.de/scandlines-hybrid-faehre-berlin-rotorsegel-schornstein/118812