Baltasound – Hermaness

Gegen 9 Uhr fahren wir mit dem Auto bis zum Visitor Center von Hermaness (frühere Lighthouse Shore Station). Hier gibt es einen kleinen Parkplatz der um diese Zeit noch nicht sehr voll ist. Wir betreten das Naturschutzgebiet durch einen Weidezaun und laufen durch ausgedehnte Moorgebiete. Die Sonne scheint und wir beschliessen, den ganzen Tag hier oben zu bleiben…

Der Gang über die Moorwiesen ist nicht ganz ungefährlich. Man sollte auf dem Weg bleiben (ist in einem Naturschutzreservat eigentlich selbstverständlich), wenn man sich keine nassen Füße holen möchte. Wenige Schritte neben dem Weg kann man schon knöcheltief einsinken. An vielen Stellen liegen daher Holzelemente, die als Brücke dienen.

Der gut bezeichnete Rundweg ist etwa 6km lang und führt vom Parkplatz auf die andere Seite der Insel (Toolie). Es geht leicht bergauf, bis sich nach einiger Zeit das Meer zeigt. Man ist jetzt etwa 170m hoch und steht direkt an der Steilküste. Ein atemberaubender Blick auf den Atlantik und die Steilküste hält uns gefangen.

Im Sommer brüten hier 25.000 Paare der Papageintaucher (Atlantic Puffin). Sie nutzen die zahlreichen Höhlen der Kaninchen und brüten demzufolge in der “obersten Etage” der Klippen, im Bereich der Grasnarbe. Interessant ist, dass sich der eigentlich schwarz-weiße Schnabel nur zur Brutzeit bunt einfärbt.

Insgesamt findet man hier etwa 100.000 brütende Seevögel, vor allem Fulmars, Gannets, Shags, Great Skuas, Puffins and Guillemots. Auf Hermannes gibt es die drittgrößte Kolonie der Great Skuas (Bonxie). Sie werden auch “flying pirates” genannt.

Der Weg führt weiter über die Moorwiesen (in sicherer Entfernung der Klippen) bis zum nördlichsten Punkt von Hermaness. Von hier hat man einen wunderschönen Blick auf Muckle Flugga, dem nördlichsten Punkt von UK. Der Leuchtturm wurde 1858 gebaut und ist seit 1995 unbemannt. Es ist keine Seltenheit, bei schweren Stürmen können die Wellen über den 66m hohen Turm schlagen.

Gegen 15 Uhr sind wir wieder am Parkplatz, der sich inzwischen doch etwas gefüllt hat. Über Baltasound fahren wir zum Lunda Wick. Wir lassen aber das Auto stehen und gehen den Weg bis zur Bucht zu Fuß. Linkerhand der Bucht befindet sich ein kleiner Friedhof mit einer verfallenen Kirchenruine – der St Olaf’s Kirk aus dem 12. Jahrhundert.

Auf dem Friedhof findet man sogar die Grabsteine zweier deutschen Kaufleute aus Bremen, die 1573 und 1585 starben. Es ist interessant, wie sich die Flechten (insbesondere Ramalina) auf dem weichen Sandstein ausbreiten. Irgendwie sieht es gespenstisch aus.

An der Straße nach Lund steht der mit 3,5m höchste Standing Stone von Shetland – der Stone of Bordastubble. Nun tun uns aber doch langsam die Füße weh und so fahren wir nach Baltasound zurück.

Nachdem wir das Auto wieder an der Garage abgegeben hatten, laufen wir am Sound zurück. Eine schmale Straße führt direkt am Wasser entlang. Von hier hat man nicht nur einen schönen Blick auf das Baltasound Hotel oder den kleinen Hafen, sondern auch auf die gegenüber dem Sound liegenden Häuser (so auch auf unser Clingera House). Vorbei am nördlichsten Post-Office von UK (…) kommen wir wieder in unserem Zimmer an. Morgen geht es vom Norden Shetlands zum südlichsten Punkt – nach Sumburgh.