Um 4 Uhr klingelt der Wecker – es geht los. Eine Dreiviertelstunde später stehen wir vor dem Hollenstedter Hof und warten auf den Bus. Es nieselt und klar, es ist noch stockdunkel. Julia kommt und bringt die Lunchpakete. In der Ferne tauchen die Lichter des Busses auf. Der Bus ist schon halb voll, weil die Hälfte der Gruppe in einem anderen Hotel untergebracht war. Das Gepäck wird eingeladen, wir finden einen schönen Platz im Bus und fahren pünktlich um 5 Uhr los.
Über die A1 geht es zunächst in Richtung Hamburg, der Großteil holt noch ein wenig Schlaf nach und es ist still im Bus. Fast, denn zwei Reihen hinter uns unterhält sich Krischan (Kapitän a.D.) mit seinem Platznachbar über seine Reisen und Erlebnisse in den Häfen dieser Welt. Es ist sehr spannend, aber ich nicke immer wieder weg. Die Lichter von Hamburg fliegen an mir vorbei, wir fahren durch den Elbtunnel und dann schlafe ich wieder ein.
In der Mitte zwischen Hamburg und Flensburg machen wir einen ersten Stopp. Noch ist es dunkel und die Raststätte geschlossen, aber die Toiletten der Tankstelle sind offen. Und es gibt frischen Kaffee vom Busfahrer, der aber leider nicht für alle reicht …
Weiter gehts – langsam wird es hell und wir lassen Flensburg hinter uns. Wir erreichen die dänische Grenze, machen einen kurzen Stopp, weil der Busfahrer den Fahrtenschreiber umstellen muss. Wir haben erst die Hälfte unserer Strecke geschafft und bis Hirtshals (Dänemark) ist es noch weit.
Der zweite Busstopp ist dann irgendwo auf einem Rastplatz in Dänemark. Hier muss man nicht mehr für die Benutzung der Toiletten bezahlen (…) Das Wetter wird langsam wieder besser, ab und zu kommt sogar mal die Sonne heraus.
Kurz vor 12 Uhr kommen wir in Hirtshals an. Wir fahren nicht gleich zum Terminal, sondern machen noch einen Abstecher zum, Leuchtturm von Hirtshals.
Hirtshals Fyr ist mit einer Feuerhöhe von 57 m einer der höchsten Leuchttürme Dänemarks und steht ganz oben im Norden von Jütland. In der unmittelbaren Umgebung des Leuchtturms befinden sich 69 Bunker als Teil des Atlantikwalls, die durch Laufgräben über eine Länge von dreieinhalb Kilometern miteinander verbunden sind. Der Leuchtturm wurde zur Zeit König Frederik VII erbaut und 1863 eingeweiht. Das Wappen des Königs ziert die Eingangstür des Turmes. Der Leuchtturm selbst ist 35 Meter hoch aber leider derzeit nicht zugänglich. Hätte man die 144 Stufen erklommen, würde man mit einer fantastischen Aussicht über das Skagerrak und Vendsyssel belohnt.
Das Licht des Leuchtturms kann man 25 Seemeilen entfernt sehen. Die Lampe in der Spitze hat 400 Watt und die erste Linse verstärkt das Licht 100.000 Mal. Von den äußeren, rotierenden Linsen wird das Licht dann 1 ¼ Millionen Mal verstärkt. Bei klarem Wetter kann man das Licht dann schon 25 Seemeilen entfernt sehen.
Auch Stefan und die Musiker (sie sind mit dem Auto gefahren) treffen jetzt auf unsere Gruppe. Nach einer halben Stunde fahren wir weiter mit dem Bus zum Terminal.
Die Norröna liegt am Pier und der Bus hält genau davor, wir nehmen unser Gepäck in Empfang und laufen über die Treppen im Terminal hinauf zum Check-in.
Isabell verteilt die Bordkarten und gibt Instruktionen für die nächsten Stunden, den Abend auf der Fähre.
Die MS Nörrona ist ein färisches Schiff – also ist die Bordzeit gleich Färöer-Zeit – somit stellen wir die Uhr um eine Stunde zurück. Um 14 Uhr wird das Gate geöffnet und wir rollen mit unserem Gepäck auf die Fähre. Vieles kommt uns sehr bekannt vor – auf den ersten Blick gibt es keine großen Unterschiede zu den niederländischen oder schottischen Fähren – alles ist irgendwie ähnlich.
Aber – einen großen Unterschied gibt es doch – die Norröna ist für starken Seegang auf dem Nordatlantik gebaut, besitzt Stabilisatoren und hat 40.000 BRT. Das Schiff ist 166 m lang und 30 m breit. Es wird von vier Caterpillar-Sechszylinder-Dieselmotoren, (zwei laufen im Normalfall) angetrieben, die es auf eine Reisegeschwindigkeit von bis zu 21 Knoten bringen können.
Wir beziehen unsere Kabine auf Deck 8 und packen unsere Sachen aus. Das ist neu😉, denn wir sind es gewohnt, nur eine Nacht auf der Fähre zu verbringen. Das ist dieses Mal anders, denn diese Kabine ist jetzt unser „Zuhause“ für die nächsten 7 Nächte.
Auf die Minute genau laufen wir um 15 Uhr aus dem Hafen von Hirtshals auf. Die Reise beginnt (eigentlich hat sie doch schon heute Morgen begonnen) – aber wir sind jetzt auf See. Die Norröna fädelt sich aus der engen Einfahrt heraus und das Meer wird nun offen. Die Küstenlinie von Dänemark ist noch eine Weile sichtbar, verschwindet dann aber im Laufe des Nachmittags.
… und wir haben kein Netz mehr. Somit wird das Handy nur noch zum Fotografieren benutzt. [so war der Plan …]
Nach dem Abendessen erkunden wir das Schiff, die Laterna Magica, decken uns im Duty Free Shop mit Bunnahabain ein und lassen uns den Wind auf Deck 9 ins Gesicht wehen.
Die See ist ruhig und wir fahren mit 14-15 Knoten in Richtung Norwegen. Am Abend erscheinen die Lichter von Kristiansund und … wir haben wieder Netz 😉
Nach dem Abendessen treffen wir uns alle auf Deck 5.
Mit einem Pint Black Sheep Föroya Björ in der Hand lauschen wir zunächst der Musik von Fish & Sheep – also Jens Hasselmann und Ralf Wüstneck. Das ist also das Glas Bier, von dem uns ein Schaf anglotzt … wir lauschen Geschichten von Stefan.
Das war unser erster Tag auf See, auf der Nordsee. Wir fallen in unser Bett und die Wellen wiegen uns in den Schlaf.