Zweiter Seetag im Nordatlantik

Es ist kurz vor 8 Uhr – die Sonne ist noch nicht aufgegangen, wir sind schon bei den Shetlands – und oje – um ein Haar hätten wir den Leuchtturm verpasst.

Wir sehen Muckle Flugga nun zum zweiten Mal von der anderen Seite – normalerweise sitzen wir ganz nahe der Klippen in Hermaness und schauen aufs Meer. Mich durchströmt ein warmes Gefühl – da drüben fühlen wir uns fast wie zu Hause …
Der Leuchtturm Muckle Flugga steht als nördlichstes Lighthouse Großbritanniens, wurde 1854 von den Brüdern Thomas und David Stevenson entworfen und während des Krimkriegs gebaut. Mit einer Höhe von nur 20 Metern und 103 Stufen wurde er am 1. Januar 1858 erstmals in Betrieb genommen. Heute ist alles automatisiert und der Leuchtturm strahlt alle 20 Sekunden einen weißen Lichtblitz aus, mit einer Reichweite von 22 Seemeilen (41 km).

Wir können nun erst einmal in Ruhe frühstücken. Wie immer pendeln wir zwischen dem Oberdeck und der Laterna Magica.

Eigentlich wollten wir uns um 11 Uhr alle hier oben zum Vormittags-Talk treffen, aber wir bekommen den großen Raum auf Deck 6 zugewiesen. Hier sind wir ungestört. Stefan interviewt den alten Kapitän (Krischan) und die Jungs von Fish&Sheep. Trotz heiserer Stimme liest er noch aus seinem Buch “Das muss das Boot abkönnen”. Gaaanz zufällig hab ich mein Buch dabei und bitte ihn nach der Lesung ein paar Zeilen ins Buch zu schreiben, was er natürlich auch sehr gerne tut.

Als große Überraschung teilt er uns mit, dass wir die Erlaubnis bekommen haben, die Kommandobrücke zu besichtigen. Wir werden in kleine Gruppen (20 Personen) aufgeteilt und betreten den sonst “verbotenen” Bereich. Der Begriff „Brücke“ kommt aus der Zeit der Raddampfer, als zwischen den beiden Radkästen ein Steg – eben eine Brücke – gebaut wurde, auf der der Schiffsführer stand. Traditionell im Vier-Stunden-Wechsel wird die Fähre vom nautischen Wachoffizier geführt. Die Norröna fährt zu über 95% mit Autopilot – nur das Ab- und Anlegemanöver macht der Kapitän selbst – und manuell.

Ansonsten geniessen wir heute nur das Meer und den Wind auf dem Deck.


Der Shanty Chor trifft sich noch einmal zu einer letzten Probe und ich (später mit Katrin) mache es mir wie so oft mit einem Buch in der Laterna Magica bequem.

So wie die Sonne heute Morgen über dem Meer aufgegangen ist, so geht sie heute Abend auch wieder unter.

Um 19 Uhr treffen wir uns im hinteren Teil der Laterna Magica. Es ist unser letzter Abend – und den wollen wir feiern – mit dem Schafbier und Brenivin 😉 Stefan lässt die letzten Tage Revue passieren und liest uns seinen Beitrag über diese SKUA Tour für die Hamburger Morgenpost vor, der am Wochenende erscheinen wird. Kann man hier nachlesen

Musikalisch umrahmt natürlich von Jens Hasselmann und Ralf Wüstneck (also Fish&Sheep) und tataaa – der Shanty-Chor hat seinen Auftritt. Ich bin erstaunt, wie viele doch bei diesem “Projekt” mitgemacht haben. Richtig schön…

Jens Hasselmann, Ralf Wüstneck, Stefan Kruecken, Isabell Albert, Kapitän a.D. Hans-Christian Nielsen

Ein großer Dank Stefans an “seine Crew” wird mit langem Beifall erwidert – das war ein wirklich tolles Team, was uns in den letzten Tagen geführt, organisiert und unterhalten hat. DANKE, ANKERHERZ.

Im vorderen Teil der Laterna Magica spielt ab 20 Uhr Eyðun Nolsøe – einer der bekanntesten Songwriter der Färöer Inseln. Er ist nicht nur eine der Hauptfiguren in einer der beliebtesten Pop-Rock-Bands der Inseln: Frændur, hat er auch mehrere Soloalben gemacht. Er hat eine schöne, melancholische Stimme – erinnert mich ein bisschen an Sivert Høyem (u.a. Madrugada). Ich kann jetzt schon verstehen, warum die Nordmänner so traurige Lieder singen… Die skandinavischen Passagiere scheint das aber nicht zu beeindrucken. Es wird nicht einmal geklatscht – sehr schade.

Zumindest ab und zu belohnen wir ihn aber aus dem hinteren Eck mit Applaus.

Und so nimmt der Abend seinen Lauf, bis wir über das Oberdeck – uns noch einmal den Wind die Ohren wehen lassen – in unsere Betten fallen.