Zurück zu den Schafsinseln – nach Tórshavn

Noch vor dem Frühstück stehen wir auf dem Oberdeck und lassen uns den Morgenwind um die Nase wehen. Es wird langsam hell.

Nach dem Frühstück stehen wir wieder auf dem Oberdeck.

Jetzt geht die Sonne auf… Das ist ein magisches Licht.

Ab und zu regnet es und so ziehe ich mich mit meinem Buch in die Laterna Magica zurück. Katrin ist bei der Shanty-Chorprobe. Da kommt der Ruf „Wale in Sicht“. Mit einem Mal springen alle auf und stürmen zum Fenster – und wir sehen wirklich eine Gruppe von Grindwalen, die unmittelbarer Nähe zum Schiff munter durch das Wasser springen.

Immer wieder ziehen Regenfronten über uns hinweg und zaubern wunderschöne Regenbogen.

Gegen halb zwölf erscheinen die Färöer Inseln am Horizont. Wer „Färöer-Inseln“ sagt, der beweist: Er kennt sich nicht aus. Denn „Fåreøen“ trägt den Begriff „Insel“ schon im Namen, der „Schafsinseln“ bedeutet. Eine Stunde später gleiten wir an den schneebedeckten Fjordbergen von Kalsoy und den grünen Hängen von Eysturoy vorbei.

Die Sonne scheint und bringt die niedrigen Wolken zum Strahlen. Vorbei an dem Fischerdorf Gjógv, dessen kleine Kirche man gut erkennen kann.

Wir legen uns noch einmal auf die Liegen in der Laterna Magica und lassen die sonnenbeschienen Berge an uns vorbeiziehen. Aus dem Bordlautsprecher dudelt Weihnachtsmusik. Irgendwie ein beklemmendes Gefühl. Die Weihnachtsmusik und der Tannenbaum wurde gestern auch aufgestellt…

15:30 Uhr – pünktlicher als die Deutsche Bahn – fädelt der Kapitän die Norröna in das Hafenbecken ein und wir machen eine 360° Drehung bevor die Fähre vertäut wird.

Fünf Minuten nach 16 Uhr stehen wir in Torshavn vor dem Terminal, die Sonne ist gerade untergegangen und wir laufen Richtung Stadtzentrum, das inzwischen auch schon weihnachtlich mit vielen Lichter geschmückt ist. Überall hängen jetzt Lichterketten, alles erstrahlt in vorweihnachtlichem Glanz – kein Wunder, wenn es hier so lange dunkel ist, zaubert das ganze Licht eine schöne Atmosphäre.

Inzwischen wohnen fast 20.000 Menschen hier in Torshavn, 40 Prozent aller Färinger. Da sich die Besucher hier manchmal in einem lebendigen Museum wähnen, in dem uralte Traditionen, Lebensweisen und Sprache erhalten bleiben, schafften es die Färöer vor einigen Jahren bei einer Beurteilung durch National Geographic sogar auf Platz eins der Liste „attraktivstes Insel-Reiseziel“ – vor 110 weiteren Inseln weltweit. In der Begründung hob die Jury, bestehend aus Experten für nachhaltigen Tourismus, hervor: „Eine prachtvolle, eiszeitlich überformte Landschaft mit unglaublich steilen Hängen. Die eigenständige Baukultur – auch mit Grasdächern – wurde mit Bedacht bewahrt und geschützt.“ So viel Eigenart mitten im Nordatlantik lohnt sich also. Da ist es wenig überraschend, dass die unabhängigen Färöer im Gegensatz zu Dänemark nicht Mitglied der EU sind.

Wir schlendern durch das Einkaufszentrum, stöbern lange in einem alten Buchladen und laufen noch einmal durch die engen Gassen der Altstadt und am Hafen entlang wieder zurück auf’s Schiff.

Wir legen schon eine Stunde vorher ab, da Sturm angesagt ist und der Kapitän rechtzeitig im Hafen von Hirtshals sein möchte. Immer wieder gehen wir raus aufs Deck und schauen nach Polarlichtern – die wir aber heute nicht sehen werden.
Wo wir den Abend ausklingen lassen, könnt ihr euch ja sicherlich denken … Blöööck …