Inganess Bay – Deerness – South Ronaldsay – Scapa Bay

Auch für heute zeigt die Wetter-App Sonnenschein an. Was haben wir für ein Glück – als wir nach Orkney gekommen sind, haben wir für die nächsten Tage nur regnende Wolken angezeigt bekommen.

Am Frühstückstisch sehen wir das Kreuzfahrtschiff Marco Polo im Hafen liegen, vor einer Woche haben wir sie schon in der Bucht vor Lerwick gesehen. Die alte Lady ist übrigens 1965 unter dem Namen Alexander Puschkin in der Werft Wismar vom Stapel gelaufen. Heute kippt sie ca. 800 Passagiere in den kleinen Küstenstädtchen ab.

Wir starten unseren Tag am Strand von Inganess. Unterhalb des Kirkwall Airports erstreckt sich eine schöne Bucht mit weißem Sandstrand. In dieser Bucht liegt die Juniata, ein altes Schiffswrack (welche man auf Orkney ja reichlich findet). Ursprünglich wurde sie 1918 als Öltanker mit dem Namen Sprocol in der Short Bros Werft in Sunderland gebaut. Nur ein paar Monate später wurde sie von einem deutschen U-Boot torpediert und schwer beschädigt, konnte aber nach Hull zurückkehren, wo sie vier Monate lang repariert wurde. Im März 1920 wurde der umgebaute Tanker an die Anglo American Oil Company verkauft, in Juniata umbenannt und diente weitere 20 Jahre lang als Öltanker.

Nur ein paar Monate später wurde sie von einem deutschen U-Boot torpediert und schwer beschädigt, konnte aber nach Hull zurückkehren, wo sie vier Monate lang repariert wurde. Im März 1920 wurde der umgebaute Tanker an die Anglo American Oil Company verkauft und in fast 20 Jahren in Juniata umbenannt, der als Öltanker diente. Vermutlich von der Ölgesellschaft verkauft, wurde die Juniata im April 1940 als Blockschiff in Water Sound versenkt und im Juli 1949 zur Abwrackung an die nördliche Küste von Orkney geschleppt. Aufgrund ihres schlechten Zustandes musste man sie dann in der Inganess Bay liegen lassen.

Weiter gehts nach Deerness. Wir möchten die neue Gin-Distillery besichtigen. Als wir vor der Farm stehen sehen wir das Schild “Monday Closed”. Zurück auf der Hauptstrasse sehen wir dann eine Beschilderung zum Parkplatz Mull Head. Wir fahren einfach mal hin. Und so finden wir fast zufällig den Ausgangspunkt für eine der schönsten Küstenwanderungen auf Orkney.


Mull Head wurde 1993 als Naturschutzreservat qualifiziert. Die steilen Klippen werden ständig vom Meer zermürbt. So entstanden aus dem Sedimentgestein in 390 Millionen Jahren die heutigen Strukturen wie Höhlen, Schornsteine, enge Einlässe (Geos) und spektakuläre Blowholes (enge Öffnungen am Ende einer Meereshöhle, die über die Höhlendecke hinauf ins Freie reicht). Wenn eine Brandungswelle auf die Mündung der Höhle auftrifft, wird sie durch die Höhlenwände, wie in einem Trichter, zum Blowhole geführt, was zu spektakulären Wasserfontänen führt.

Der Gloup ist solch eine kollabierte Meereshöhle, die durch eine etwa 80 Meter breite Landbrücke vom Meer getrennt ist. Sie ist etwa 40 Meter lang und 80 Fuß tief. Gloup kommt aus der altnordischen “Gluppa” (Kluft, der lokale Name für ein Blowhole).

Wir hatten solch ein Glück – Sonnenschein, blauer Himmel und mächtige Wellen. Es war einfach atemberaubend.

Weiter nördlich stößt man dann auf den Brough of Deerness. Der Weg ist anfangs schmal und man läuft in den Felsen gehauene Treppen hinauf (eine Kette dient zur Sicherung) auf die “Fast-Insel”. Auf dem Brough befindet sich die Ruine einer alten nordischen Steinkapelle, die wiederum auf den Grundmauern einer piktischen Holzkapelle erbaut wurde.

Es ist wunderschön hier oben – unter uns schlagen die hohen Wellen an den Fels und wir werden immer wieder von Robben begleitet, die neugierig aus dem Wasser lugen. Trotzdem beschließen wir heute wieder zurück zu gehen und morgen noch einmal den ganzen Rundweg zu laufen (bis zum Covenanters’ Memorial – 9.2km).

Es ist gegen 14 Uhr, als wir uns auf den Weg nach South Ronaldsay fahren. Eine leckere Seafood Platter in Skerries Bistro wartet auf uns.

Vorbei an den vielen Barriers sehen wir auch schon unser B&B für Übermorgen. Als wir dann endlich ankommen ist es schon fast 15 Uhr. Es sitzen kaum Leute im Bistro und wir bestellen uns ein großes Glas Chardonnay und für jeden eine Fischplatte. Mhhh, lecker. Zum Nachtisch gibt es ein Sorbet-Trio und einen Espresso.
Frisch gestärkt fahren wir ein kleines Stück zurück zum Tomb of the Eagles. Wir stöbern kurz im Souvenirladen und bezahlen unsere Tickets (mittlerweile auch schon 7.50 GBP). Das Museum haben wir vor 3 Jahren schon ausgiebig besichtigt. Dann laufen wir gleich los denn in ca. einer Stunde wird geschlossen. Man kommt zwar jederzeit wieder raus – aber nicht mehr herein, da irgendwann auch die Zufahrt mit einer Schranke geschlossen wird. Die wenigen Leute, die wir treffen sind schon auf dem Rückweg und wir haben alle Zeit in Ruhe in die Höhle zu “fahren” und alles zu erkunden. In diesem Jahr ist es aufgrund der Trockenheit viel angenehmer und nicht so schlammig 😉

Tomb of the Eagles
Über den Klippen von South Ronaldsay gelegen, ist das Isbister Chambered Cairn – besser bekannt als das “Grab der Adler” – eine der wichtigsten archäologischen Stätten von Orkney. Das steinzeitliche Grab wurde in den 1950er Jahren vom örtlichen Bauern Ronnie Simison zufällig entdeckt.
Mehr als 100 menschliche Schädel, 16.000 menschliche Knochen sowie 725 Vogelknochen wurden an dieser Stelle gefunden. Diese wurden überwiegend zu 8 bis 20 verschiedenen Seeadlern (Haliaeetus albicilla) zugeordnet. Anfangs ging man davon aus, dass dieser Knochenfund als Grund für die Errichtung des Grabes galt. Diese Interpretation wurde jedoch durch neue Datierungstechniken in Frage gestellt, welche zeigen, dass die Adler um 2450-2050 BC starben – das Kammergrab allerdings auf ca. 5000 Jahre geschätzt wird, also etwa 2900 BC errichtet wurde. Damit bestätigen sich wachsende Beweise von anderen Seiten, dass die neolithischen Gräber von Orkney über viele Generationen hinweg benutzt wurden.

Der Zugang zum Grab ist über einen niedrigen, drei Meter langen Tunnel. Man kann auf allen Vieren hineinkrabbeln oder bequemer (und lustiger) sich flach auf einen Rollwagen legen und in das Innere des Grabes hineinziehen. Wir haben unsere Stirnlampen mitgebracht aber da heute die Sonne scheint ist es schön hell in der Höhle. Ein übrigens sehr schöner Beitrag darüber findet sich hier. Wir haben unseren Spaß.

Auf dem Rückweg beobachten wir viele Black Guillemots und sogar einige Puffins in den steilen Klippen. Sehr interessant sind auch die vielen kleinen Schildchen mit den Namen der Wildpflanzen, die hier wachsen. Da hat sich jemand richtig Mühe gemacht 🙂

Wir fahren zurück nach Kirkwall, kaufen uns etwas zu essen im Tesco und fahren dann zurück zur Scapa Bay. In der Abendsonne mit Blick aufs Meer essen wir Abendbrot.