Hermaness

Um 8 Uhr sitzen wir schon wieder am Frühstückstisch. Die BBC Weather-App sagt Sonne ab Mittag, der Blick aus dem Fenster sagt aber dicke Wolken und Nieselregen. Wir vertrauen der Wettervorhersage und machen uns 0930 auf den Weg nach Hermaness.

Der Ausgangspunkt für den Spaziergang ist der Parkplatz für das Hermaness National Nature Reserve, wo eine Informationstafel und Flugblätter in einer Metallbox Auskunft über das Reservat geben. Es ist 10 nach 10 Uhr und wir folgen dem Schotterweg nach Norden (links herum) zum Winnaswarta Dale. Der alternative Weg (rechts herum) wurde geschlossen um die Vögel nicht beim Brüten zu stören. Daher wurde der linke Pfad sehr gut ausgebaut und ist nun wirklich bis oben mit Holzbrücken befestigt. Man baucht ca. 45 Minuten, bis man oben angekommmen ist.

“The cliffs of Hermaness are the New York of the seabird world: a noisy, bustling and often smelly metropolis that is home to more than 100.000 breeding birds.”

Der Pfad erreicht die Klippe bei Toolie und bietet spektakuläre Ausblicke auf die zerklüftete Küstenlandschaft und die Weite des Atlantischen Ozeans. Von hier aus kann man entweder einen Abstecher in südliche Richtung bis Saito machen und den Anblick (und Geruch) der Gannetskolonie (Tölpel) auf den 170 Meter hohen Klippen des Neap erleben. Über 25.000 Paar Basstölpel, der größte Seevogel Großbritanniens, kehren jedes Jahr nach Hermaness zurück, um ihre Eier zu legen. Die Nester bestehen aus Algen, die mit Guano “zementiert” sind.

Die Klippen enthüllen auch einiges der spektakulären Geologie von Hermaness – verzerrte Adern aus rosa Granit, die sich durch grauen Gneis weben, der vor 600 Millionen Jahren als Ergebnis der intensiven Hitze und des Drucks auf den einst quarzreichen Sand entstand.

Die Moorfläche konserviert über 7000 Jahre Vegetationsgeschichte und bietet Lebensraum für Red-throated Diver (Rotkehlentaucher), Schnepfen, Dunlins (Strandläufer) und Golden Plover (Goldregenpfeifer). Im Sommer (Mai bis August) brüten hier fast 1000 Paare der Bonxies (Große Skua) bevor sie im Winter nach Süden (teilweise sogar bis Westafrika) ziehen.

Es nieselt immer noch und wir machen uns auf den Weg Richtung Muckle Flugga. Schon nach wenigen Minuten sehen wir die ersten Puffins…

Mit Blick auf Muckle Flugga, dem nördlichsten Punkt Großbritanniens, bietet das Hermaness National Nature Reserve eine Oase für Tausende von Seevögeln. Dieses abgelegene Inselreservat, das von Scottish Natural Heritage verwaltet wird, bietet eine atemberaubende Aussicht auf die Klippen, um eine unglaubliche Vielfalt an Vögeln zu beobachten. Die Klippen beherbergen zahlreiche nistende Seevögel wie Fulmars (Eissturmvögel), diversen großen und kleinen Möwen, Shags, Gannets und Kittiwakes (Dreizehenmöwen).

Die Puffins oder auch Papageitaucher sind eine Vogelart aus der Familie der Alkenvögel. Sie brüten in Kaninchenhöhlen an und auf den Klippen. Puffins bilden langfristige Paarbindungen. Das Weibchen legt ein einzelnes Ei, beide Eltern brüten es aus und füttern das Küken (puffling). Nach dem Flüggewerden verbringen die Jungvögel die ersten Lebensjahre auf hoher See im Atlantik und kehren etwa fünf Jahre später zur Brutstelle an Land zurück. Das ist in der Regel Mitte/Ende Juni.

Irgendann hört es auch auf zu regnen und gegen 13 Uhr kommt sogar die Sonne raus. Am Ende des Weges machen wir eine Rast und kehren dann um. Die Wolken werden dunkler und es fängt auch wieder an zu regnen. Darum beschließen wir den Weg zum Auto zu gehen und kommen 1510 wieder am Parklatz an. So viele Puffins wie in diesem Jahr haben wir hier noch nicht gesehen 🙂

Wir kaufen in Baltasound noch etwas ein und müssen erst einmal die Füße hochlegen, als wir zu Hause angekommen sind. Den Abend lassen wir gemütlich ausklingen, setzen uns auf einer Decke vors Haus und essen.