Nachdem Janette gestern beim Fährmann (Tom) angerufen hatte, bot sich für uns die Gelegenheit mit nach Mousa zu fahren. Eine Reisegruppe hatte die Überfahrt gebucht, es war aber noch Platz an Bord und so konnten wir mitfahren. Regulär gibt es nur eine Fähre am Nachmittag, das wäre für uns zu spät gewesen. Leider war das Wetter auch nicht besonders – aber das konnten wir nicht ändern. Also planten wir den Rundweg auf Mousa zu laufen und trennten uns auch recht schnell von der anderen Reisegruppe.
Als “Erste” erreichten wir den Broch (dies ist wohl der besterhaltene Broch UK’s). Mit Taschenlampen kletterten wir im Inneren die steilen Stufen hoch und erkundeten die Kammern.
Seine doppelwandige Ringmauer steht noch in nahezu originaler Höhe von mehr als 13 m. Der Broch, der auf einen kleinen Felsvorsprung liegt, war anders als so viele andere Brochs nie von einer Siedlung umgeben. An der Basis misst der Turm einen Durchmesser von 15m; er verjüngt sich mit zunehmender Höhe auf rund 12m. Abzüglich der etwa 4,5m dicken Mauern verbleibt ein Innenhof mit einem Durchmesser von rd. 6 m. Durch den späteren Einbau eines für Shetland typischen “wheelhouse”, wurde die Grundfläche aber weiter verringert.
Der Broch verfügt über einen Eingang ohne die oft vorkommenden “Wächterzellen/Wachstuben” im Eingangsbereich. Im Innern befinden sich aber etwa auf Erdgeschosshöhe drei relativ große Zellen im Mauerwerk der Wand. In der Wand windet sich eine Treppe zur Turmkrone; sie wird durch senkrechte Schlitze in der Innenwand beleuchtet. Die Hauptnutzungsphase des Brochs reichte vom 1 Jh. vor bis ins 3. Jh. nach der Zeitenwende. Aus der Orkneyinga Saga ist aber bekannt, dass der Broch noch im 13. Jh. voll funktionsfähig war und u.a. einem Orkney-Earl als nahezu uneinnehmbare Fluchtburg diente. Wahrscheinlich hat ihn seine historische Rolle in der wkingerzeitlichen Geschichte vor der Zerstörung bewahrt.
Als wir mit unseren Erkundungen fertig waren, kamen die “Touristen” … Wir machten uns auf den Weg zum Westpool, liefen duch Brutgebiete und wurden erwartungsgemäss ziemlich aggressiv von den Arctic Tern angegriffen. Hier haben wir sogar ein paar Robben gesehen (Common Seals), haben aber das Gebiet aufgrund der Vogelattacken recht schnell wieder verlassen. Ein herrlicher Fußweg führt an den Klippen um die kleine Insel. Hier hätte man sehr viel mehr Zeit verbringen können, aber wir mussten 12 Uhr wieder an der Fähre sein…
Gegen 1 waren wir wieder bei Janette und bekamen Tee und Brötchen. Wir plauderten noch eine ganze Weile bis kurz nach 14 Uhr der Bus nach Lerwick fuhr.
In Lerwick angekommen liefen wir zurück zum Eddlewood Guesthouse. An der Tür hing ein kleines Schild “Bitte klingeln. Wenn sich keiner meldet, bitte Telefonnummer … anrufen”. Da sich nach mehrmaligen Klingeln nichts tat, rief ich die angegebene Nummer an – hier meldete sich auch nur eine Mobilbox. Also kramte ich die Festnetznummer von Angela heraus und rief an. Lächelnderweise kam dann die Antwort “die Tür ist doch offen” – und sie war es. Die Schlüssel lagen im Flur mit einem kleinen Zettel – mhhhh, so einfach war das 🙂
Dieses mal ohne Teetrinken ging es gleich zurück in die Stadt. Zuerst zur Webcam am Market Cross, wo wir unsere Kinder zu Hause anriefen. Danach suchten wir das ganz neu eröffnete Shetland Museum. Es war zwar schon 17 Uhr, also verblieb uns nur eine Stunde, die wir aber ganz gut nutzten. Das Museum wude erst vor wenigen Tagen eröffnet, ist sehr modern und mit allen möglichen multimedialen Techniken zur Präsentation ausgestattet. Der Eintritt ist frei. Es lohnt sich wirklich! Übrigens befindet sich dort auch eine Webcam.
Unser Abendessen kauften wir in einem der vielen großen Supermärkte in Lerwick, wenige haben allerdings noch nach 18 Uhr offen. Lustigerweise machten wir hier auch wieder eine neue Erfahrung, wenn man z.B. Bier im Supermarkt kauft. Da Kassierer(innen) unter 18 Jahren keinen Alkohol “verkaufen” dürfen, sucht man sich besser eine Kasse mit etwas älterer Bedienung aus – sonst dauert es etwas länger…5